18.01.2009 - 15.03.2009
Die Künstlerin wurde zwar als Architektin ausgebildet, es interessiert sie hingegen keineswegs, nach stadtplanerischen Gesichtspunkten oder im Auftrag von Unternehmen Gebäude für den öffentlichen Raum zu realisieren. Marjetica Potrè arbeitet als Künstlerin und insofern reflektiert ihre Arbeit vielmehr ideelle als funktional ausgerichtete Inhalte. Mit den von ihr entworfenen raumeinnehmenden Häusern, Zeichnungen und Wandmalereien reagiert sie auf die Auswirkungen des Wandels örtlicher und sozialpolitischer Bedingungen des öffentlichen Raums. Eines ihrer Hauptinteressen gilt der zeitgenössischen Großstadt und deren ständigen Erneuerungen und wandelnden Bedingungen bezüglich wechselseitiger Einwirkungen von formeller und geplanter versus informeller und ungeplanter Stadt. Sozial prekäre Randgebiete, in denen Menschen in selbst organisierten Situationen leben, bilden eine anwachsende Struktur, die den Vorstellungen einer organisierten Stadtplanung entgegen arbeitet. Untersuchungen sowohl in den Favelas diverser Megastädte wie Caracas, Sao Paolo oder Istanbul als auch Recherchen in New Orleans nach dem Wirbelsturm oder in den Städten des Balkans nach dem Wechsel von einer kommunistischen zu einer kapitalistischen Regierungsform dienten Marjetica Potrè dazu, die dortigen Lebensbedingungen in einer extremen Umgebung zu begreifen. Vor dem Hintergrund, dass Architektur und Design keineswegs neutrale, sondern politische Faktoren sind, demonstrieren die eigenverantwortlich und unabhängig von jeglicher kommunaler oder nationaler Auflage entworfenen Bauten eine eigene Waage zwischen Macht und Ohnmacht des Einzelnen gegenüber der Gesellschaft. Basierend auf einer Kombination zwischen lokalem, tradiertem Wissen, ortsspezifischen Bedingungen sowie mehr oder weniger anspruchsvoller Technologie setzen sich die Arbeiten von Marjetica Potrè mit Urbanität und ihren sich verändernden Bedingungen für die Menschen auseinander.