© andreas130 / www.fotolia.de
KULTURpur - Wissen, wo was läuft!

Kunsthalle Mainz


Am Zollhafen 3-5
55118 Mainz
Tel.: 06131 12 69 36
Homepage

Öffnungszeiten:

Di, Do, Fr 10-17 Uhr
Mi 10.00-21.00 Uhr
Sa, So 11.00-17.00 Uhr

Michael Kalmbach

11.05.2012 - 05.08.2012
Im Rahmen des diesjährigen Kultursommers Rheinland-Pfalz mit dem Motto "Gott und die Welt" zeigt die Kunsthalle Mainz eine große Einzelausstellung des in Landau geborenen Künstlers Michael Kalmbach (*1962, lebt in Berlin), in der neben seinen Aquarellen auch das bildhauerische Werk umfassend gezeigt werden. Den Ausgangspunkt der Ausstellung in Mainz bildet die vom Künstler geschaffene Bildergeschichte "Der große und der kleine Paul", die aus 50 mit Texten versehenen Aquarellen besteht. Der märchenhafte Plot, der gleichsam an eine alttestamentarische Erzählweise erinnert, erzählt eine Art Schöpfungsgeschichte, die durch Zustände von Gewalt und Unterdrückung sowie durch einen ungewöhnlichen Befreiungsakt des "kleinen Paul" ihren Anfang nimmt. Im Zentrum von Michael Kalmbachs figurativem, erzählerischem Werk stehen wiederkehrende Themenpaare wie Macht und Ohnmacht, Schöpfung und Zerstörung, Lust und Schmerz, Familie und Kindheit. Diese in den Bildern zum Teil ineinander verwobenen Themenkomplexe tauchen zumeist als gegensätzliche und zugleich einander bedingende Kräfte oder Prinzipien auf. In einem starken Kontrast zu den oft schonungslos offenen Darstellungen von Sexualität und Gewalt steht die zunächst zart, fragil und bisweilen ephemer erscheinende Figuren- und Formensprache des Künstlers. Oft entwickelt er die motivischen Elemente aus Klecksen und Spritzern, die er zunächst auf das Papier bringt und mit deren Zufälligkeit er weiterarbeitet. Die anfangs gegenstandslosen Formen fungieren gewissermaßen als Katalysator für die Bildwerdung. Die meisten seiner Aquarelle lassen zunächst an idyllische Szenen aus familiären und kindlichen Zusammenhängen denken, aber auch an Märchen- und Kinderbuchhaftes. Das Dargestellte entpuppt sich jedoch als mitunter drastisch-schonungslose Offenbarung von existentiellen, darunter auch gewalttätigen Bedingungen, was umso verstörender in seiner Wirkung sein kann, weil die Hingabe an die fließende, zarte Materialität des Aquarells vom Künstler gleichermaßen unterstrichen wird. Nicht nur in seinen Bildern auch im skulpturalen Bereich hat Michael Kalmbach, der an der Frankfurter Städelschule bei Michael Croissant Bildhauerei studierte, einen eigenen Formen- und Figurenkosmos geschaffen, den er in der Vergangenheit in fließenden Übergängen verändert und erneuert hat. In den 1990er Jahren entstand eine eigene, in sich geschlossen wirkende Welt aus Gipsskulpturen, die der Künstler größtenteils aus Abgüssen von Puppengliedmaßen entwickelte. Auch hier zeigt sich den Betrachtern ein zunächst kindlich anmutender Kosmos, der jedoch mittels der Figuren und ihrer angedeuteten Handlungskonstellationen auf allgemeine, positive wie negative Bedingungen der Existenz verweisen. Seit einigen Jahren entstehen aus Pappmaschee geformte Skulpturen, die in zumeist raumgreifenden Formationen von der Decke hängen – einige sind als Mobile konzipiert - oder als marionettenhafte Figuren im Luftraum schweben. Auch sie bilden eine eigene Welt, die trotz der fragiler gewordenen Formensprache weiterhin um Themen wie Leben und Tod, Schöpfung und Zerstörung kreist. Die Ausstellung fasst Arbeiten aus den letzten zwanzig Jahren zusammen bis hin zu ganz neuen, für die Ausstellung entwickelten Werken und Installationen.

KULTURpur empfehlen