03.02.2012 - 13.05.2012
Die Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung zeigt im Frühjahr 2012 die erste umfangreiche Retrospektive der amerikanischen Künstlerin Georgia O'Keeffe (1887-1986) in Deutschland. Rund 75 Gemälde, Papierarbeiten und Skulpturen geben einen Überblick ihres Schaffens. Begleitet von 50 Fotografien u. a. von Alfred Stieglitz, Arnold Newman, Paul Strand und Anselm Adams werden die Künstlerin als Person und die Landschaften, die sie prägten, lebendig.
Die wegweisende Pionierin der amerikanischen Kunst ist in Europa erstaunlich selten gezeigt worden. Dank der Zusammenarbeit mit dem Georgia O'Keeffe Museum in Santa Fe, ist diese außergewöhnliche Ausstellung möglich, die in drei europäischen Ländern zu sehen ist. Nach der ersten Station in Rom in der Fondazione Roma/Palazzo Cipolla wird die Schau im Anschluss an München noch im Helsinki City Art Museum präsentiert.
Barbara Buhler Lynes, Kuratorin des Georgia O'Keeffe Museums und Herausgeberin des Werkverzeichnisses der Künstlerin, hat diese Retrospektive über mehrere Jahre erarbeitet. Ihre Auswahl stellt mit prägnanten Beispielen alle Werkphasen O'Keeffes vor: auf erste abstrakte Arbeiten der 1910er Jahre und Gemälde mit Blumen und Naturformationen der 1920er folgen die berühmten Stadtansichten New Yorks und Bilder von Lake George.
Die weiten Landschaften New Mexicos, die dort typische Architektur und Stillleben mit Tierschädeln bilden einen Höhepunkt, doch auch die großformatigen Arbeiten ihres Spätwerks fehlen nicht in dieser Ausstellung. Im Dialog mit den Fotografien sowie Filmen und Arbeitsmaterialien der Künstlerin, die erstmals außerhalb des O'Keeffe Museum gezeigt werden, wird Leben und Werk dieser außergewöhnlichen Frau gleichermaßen anschaulich.
In den 1920er Jahren revolutioniert O'Keeffe die traditionelle Blumenmalerei, indem sie großformatige Bilder von Blüten malt, die sie wie durch eine Lupe gesehen aus der extremen Nahsicht zeigt. Ihre Gemälde von Gebäuden in New York, die zumeist aus derselben Zeit stammen, gelten als die amerikanischen Großstadtbilder schlechthin. Bereits 1929 verbringt sie zum ersten Mal einen Teil des Jahres im Norden New Mexicos. In ihrem Werk zeigen sich von da an ortstypische Motive: Knochen und Steine, als Fundstücke aus der Wüste, ebenso wie einzigartige geologische Formationen oder die Lehmarchitektur der indianischen Ureinwohner, sogenannte Adobe-Häuser. Ab 1949 lebt sie bis zu ihrem Tod, mit 98 Jahren, in dieser Landschaft. Ihre Bilder davon sind bis heute Inbegriff des amerikanischen Westens.
Georgia O'Keeffe ist eine der wichtigsten und bedeutendsten amerikanischen Malerinnen des 20. Jahrhunderts. Am Beispiel ihres Werkes wird die Loslösung der amerikanischen Kunst von der Tradition Europas veranschaulicht. Ihr Leben verdeutlicht aber auch die Emanzipation weiblicher Künstlerinnen und prägt maßgeblich nachfolgende Generationen. Mit verantwortlich für diese einzigartige Position innerhalb der Kunstgeschichte Amerikas ist ihre Bekanntschaft und spätere Ehe mit Alfred Stieglitz (1864–1946). Sein Engagement und seine Tätigkeit als ihr Galerist haben ihre Karriere von Anfang befördert. Als Fotograf schätzte Alfred Stieglitz die junge Georgia O'Keeffe gleichermaßen als Künstlerin wie als Modell.