Der Portikus freut sich, die erste institutionelle Einzelausstellung der deutsch-türkischen Künstlerin Elif Erkan (*1985 in Ankara, Türkei) zu präsentieren.
Konzentration der Kräfte ist der Ausstellungstitel und gleichzeitig eine zentrales Thema innerhalb der Arbeit von Erkan, die nach ihrem Abschluss an der Städelschule aktuell als Fulbright-Stipendiatin in Los Angeles lebt, nun zurück nach Frankfurt kommt und hier ausschließlich neue Werke zeigt. Zentral sind dabei zwei skulpturale Arbeiten aus Gips und Porzellan, die an den Wänden des Portikus lehnen. So fragil sie sein mögen, hebt ihre Größe diese Empfindlichkeit doch wieder auf. Die Arbeiten entstehen aus einem Prozess heraus, der die Künstlerin seit längerem beschäftigt. Porzellanteller werden in einem performativen Akt zertrümmert und – ohne die Scherben zu arrangieren – mit Gips übergossen. Sobald das daraus entstehende Objekt ausgehärtet ist, wird es aufgestellt und sanft an die Wand des Ausstellungsraumes gelehnt. Die Arbeiten erinnern, obwohl sie aus klassischen Materialien der Bildhauerei bestehen, an eine Momentaufnahme, die diesen einen Augenblick des Zertrümmerns festhalten. Auf diese Weise schafft es Erkan, die vor allem mit Objekten und Installation arbeitet, viel mehr einzufangen, als es eine Fotografie vermag. Die Arbeiten werden zu Kapseln, die jene Handlung speichern, welche letztendlich zu ihrer Form geführt haben. Die verwendeten Alltagsgegenstände sind dabei nicht ohne Grund ausgewählt, denn sie dienen als Träger für jene Handlung. Der Akt des Teller-Zertrümmerns, der mit Wut, Depression und Melancholie, aber auch mit Freude in Verbindung gebracht wird, interessiert Erkan dabei. Jeder kennt die typische Szene aus Filmklassikern, wenn die in Rage versetzte Frau Teller durch die Wohnung wirft, oder man erinnert sich an Polterabende, einen deutschen Brauch, bei dem Teller zertrümmert werden, um das Glück der Ehe zu feiern. Der reine Akt assoziiert Bilder, die im Kopf des Betrachters entstehen und die Handlung ablaufen lassen. In der Arbeit von Elif Erkan sind es genau diese Objekte, die als Erinnerungsspeicher fungieren. Neben Tellern verwendete Erkan in früheren Arbeiten Materialien wie T-Shirts oder Jogginghosen und übergoss diese mit Gips. Es ist nicht der Zweck oder die Herkunft dieser Objekte, sondern wie die Objekte gesellschaftlich aufgeladen sind, was hier zum Thema wird: dieses eine Bild, das der Betrachter im Kopf hat, sobald er mit den Objekten konfrontiert ist.
Obwohl sich Elif Erkans Ausstellung im Portikus vorwiegend aus skulpturalen Arbeiten zusammensetzt, steht die Handlung, die zur Form des Werkes geführt hat, im Vordergrund. Die Abgüsse speichern das Wissen dieser Aktion. Erkan gelingt es, mittels dieser abstrakten Herangehensweise Emotionen darstellbar zu machen und die psychologische Konnotation von Alltagsgegenständen zu offenbaren.