25.04.2009 - 05.07.2009
Einen Einblick in das Selbstverständnis unserer Zeit gewährt die Ausstellung
"Der innere Blick" in der Kunsthalle Tübingen. 55 Werke von neun zeitgenössischen Künstlern ermöglichen eine Annäherung aus verschiedenen Perspektiven. Historischer Ausgangspunkt ist Richard Hamiltons berühmte Collage »Just What Is It That Makes Today's Homes So Different, So Appealing?« von 1956, die zu der in der Kunsthalle Tübingen angesiedelten Sammlung Zundel gehört.
»Just What Is It That Makes Today's Homes So Different, So Appealing?«, so lautet der Titel der 1956 entstandenen Collage von Richard Hamilton, die als Fanal der Pop-Art in die Kunstgeschichte eingegangen ist. Die Arbeit gehört zu der in der Kunsthalle Tübingen angesiedelten Sammlung Zundel und bildet nun den historischen Ausgangspunkt und inhaltlichen Stichwortgeber der Ausstellung"Der innere Blick". In der aus Illustrierten-Seiten zusammengesetzten Raumdarstellung persifliert der 1922 geborene britische Künstler die amerikanisch geprägte Konsumkultur der Nachkriegszeit.
Welche Aussagen über das Selbstverständnis unserer Kultur und die Psyche ihrer Menschen werden in heutigen Darstellungen von Innenräumen zum Ausdruck gebracht? In der Kunsthalle Tübingen gruppieren sich um Hamiltons »inneren Blick« der 1950er Jahre Werke der letzten zehn Jahre, die eine Annäherung an das Thema aus verschiedenen Betrachtungswinkeln ermöglichen. Gemälde, Fotografien, Zeichnungen und Videos - insgesamt 55 Arbeiten von neun zeitgenössischen Künstlern suchen in der von Martin Hellmold konzipierten und Daniel J. Schreiber realisierten Ausstellung nach Antwort.
Der Maler Peter Dreher (geb. 1932) hat in seiner Arbeit »Beachcomber Shores« die Innenansicht eines amerikanischen Motels in 52 fotorealistische Ölgemälde zergliedert und sie dann folgerichtig zu einem Panorama zusammengefügt.
Thomas Florschuetz (geb. 1957) erfasst in Fotografien ein kaleidoskopartig zersplittertes Bild von dem entkernten Palast der Republik in Berlin.
Marina Gadonneix (geb. 1977) ermöglicht in ihren neun Fotoarbeiten einen Blick hinter die Kulissen von Studioräumen.
Die bühnenartigen Raumkompositionen des Malers Daniel PitÃn (geb. 1977) verschwimmen hinter dem surrealen Schleier verlaufender Farbaufträge.
Achim Hoops (geb. 1952) kleinformatige Kreide- und Buntstiftzeichnungen erinnern an verlassene Filmszenerien.
Ian Hartshorne (geb. 1968) steigert in seinen großformatigen Ölgemälden avantgardistische Wohnklischees ins Absurde.
Sofia Hultén (geb. 1972) zeigt in einer teils analytischen, teils grotesken Videoar-beit die Bewohner ihres Elternhauses und deren Lebensspuren.
David Zink Yi (geb. 1973) dokumentiert in einer Fotoserie die Wohnung seiner Großmutter in Lima und vermittelt damit ein Bild von einer Person, ohne sie direkt vorzuführen.
Raïssa Venables (geb. 1977) schafft in ihren großformatigen Fotoarbeiten durch digitale Verzerrungen konsequent subjektivistische Raumwelten.