20.09.2008 - 04.01.2009
In der Mitte des 18. Jahrhunderts malte Jean-Baptiste Oudry eine Reihe lebensgroßer »Porträts« von den exotischen Bewohnern der königlichen Menagerie in Versailles. Diese spektakuläre Bildserie wurde kurz darauf vom mecklenburgischen Herzog Christian Ludwig II für seine Gemäldesammlung erworben. Heute zählt das einzigartige Ensemble zu den Hauptwerken des Staatlichen Museums Schwerin.
In Tübingen wird Oudrys gemalte Menagerie, die in Deutschland noch nie außerhalb von Schwerin gezeigt wurde, in großem Umfang präsentiert. Als prachtvolle Höhepunkte sind das »Rhinozeros« und der »Löwe« erstmals seit 150 Jahren wieder zu sehen. Beide Gemälde wurden unlängst am J. Paul Getty Museum in Los Angeles restauriert.
Oudrys Tierporträts stehen nicht nur künstlerisch, sondern auch kulturgeschichtlich an der Schwelle zur Aufklärung. Sie entstanden in einer Zeit, in der die genaue Beobachtung der Natur an die Stelle einer Stilisierung im Sinne älterer künstlerischer Vorbilder trat. Welche grundlegende Rolle dabei die unmittelbare Anschauung exotischer Lebewesen spielte, zeigt die Geschichte des Nashorns »Clara«, dessen jahrelange Tournee durch das Europa des 18. Jahrhunderts in dieser Ausstellung nachgezeichnet wird.