In den USA der 1960er Jahre begannen Künstler Bilder nach fotografischen Vorbildern zu malen. Anfänglich stießen ihre Methoden auf Kritik doch begründeten sie einen Paradigmenwechsel in der Kunstgeschichte mit Wirkung bis in die Gegenwart. Die Kunsthalle Tübingen dokumentiert in einer umfassenden Ausstellung die Entwicklung des Fotorealismus, mit Werken seiner Pioniere, wie etwa Charles S. Bell, Tom Blackwell, Chuck Close, Robert Cottingham, Don Eddy und Richard Estes sowie seine Impulse für zeitgenössische Vertreter, welche die digitalen Medien in ihre Bildästhetik einbeziehen.
Als die amerikanischen Fotorealisten Mitte der 1960er mit ihren glanzvollen Bildern unserer Zivilisation auf die Bühne traten, galten ihre malerischen Methoden als Sakrileg: Sie benutzten Kameras zur Bildfindung; sie verwendeten technische Hilfsmittel, um die photografischen Motive auf die Leinwand zu übertragen; und nicht zuletzt: Ihre Gemälde gleichen in ihrer kompositorischen Ästhetik der Fotografie. Mit dieser Hinwendung zur modernen bildgebenden Technik steht diese Bewegung, ähnlich der Pop-Art, für einen Paradigmenwechsel der Kunstgeschichte, der bis heute seine Wirkung zeigt. In der Ausstellung soll der amerikanische Fotorealismus nun erstmals nicht als isoliertes historisches Phänomen zur Darstellung kommen. Vielmehr wird der Anstoß, der von der Kunstrichtung ausging, über die Jahrzehnte bis heute verfolgt. Den Kern dieser umfassenden Würdigung bilden die Begründer, etwa Robert Bechtle, Charles S. Bell, Tom Blackwell, Chuck Close, Robert Cottingham, Don Eddy, Richard Estes, Audrey Flack, Ralph Goings, Ron Kleemann, Richard McLean oder Ben Schonzeit. Aber auch nachfolgende Generationen an fotorealistisch arbeitenden amerikanischen Malern, welche die erweiterten fototechnischen und digitalen Möglichkeiten in ihre Bildästhetik einbinden, finden Berücksichtigung, so etwa Anthony Brundelli, Randy Dudley, Robert Gnieweck, Clive Head, Gus Heinze, Don Jacot, Ben Johnson, Jack Mendenhall, Bertrand Meniel, R.E. Penner, Bernardo Torrens, Roberto Bernardi, Peter Maier, Yigal Ozeri, Robert Neffson oder Raphaella Spence. Die Kunsthalle Tübingen ist die erste Station dieser in Zusammenarbeit mit dem Tübinger Institut für Kulturaustausch entstehenden Wanderausstellung.