© andreas130 / www.fotolia.de
KULTURpur - Wissen, wo was läuft!

Kunsthalle Tübingen


Philosophenweg 76
72076 Tübingen
Tel.: 07071 9691 0
Homepage

Öffnungszeiten:

geschlossen bis Ende Februar 2016

Paul Bonatz: Leben und Bauen zwischen Neckar und Bosporus

26.03.2011 - 22.05.2011
Paul Bonatz ist einer der einflussreichsten deutschen Architekten der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Als Schüler, Assistent und schließlich Nachfolger des Stuttgarter Professors und Urvaters der Moderne, Theodor Fischer, stand er schon vor dem Ersten Weltkrieg in der ersten Reihe der Reformer. Er ist Hauptvertreter der »Stuttgarter Schule«, die international als gemäßigter Gegenpol zur avantgardistischen Moderne wahrgenommen wurde. Lange stand Bonatz' Traditionalismus und seine ambivalente Haltung zum Nationalsozialismus seiner Würdigung im Wege. Obschon er als Brückenbauer eine einflussreiche Position beim Autobahnbau innehatte, kritisierte er den Gigantismus der Speerschen Planungen und emigrierte 1944 in die Türkei. Seine an Bautradition und Landschaftsbezug orientierte Architektur gewinnt erst heute wieder im Kontext einer kritischen Revision der Moderne neue Aktualität. Die Kunsthalle Tübingen präsentiert nun als zweite Station nach dem Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt die wissenschaftlich erarbeitete und sorgsam zusammengestellte, erste umfassende Bonatz-Retrospektive. Zahlreiche originale Pläne, Zeichnungen, alte Fotos und neu gebaute Modelle dokumentieren das umfangreiche Lebenswerk des Architekten, das neben technischen Bauwerken und Großbauten auch behagliche Wohnhäuser umfasst. Zu sehen sind etwa die Sektkellerei Henkell in Wiesbaden (1907-1909), die Universitätsbibliothek in Tübingen (1910-1912), die Stadthalle in Hannover (1910-1914), die Neckarstaustufen zwischen Stuttgart und Heidelberg (1927-1933), der Zeppelinbau in Stuttgart (1919-1931), das Kunstmuseum in Basel (1932-1936), die Oper in Ankara (1947-1948) und auch nicht realisierte Entwürfe, so eine Markthalle für Stuttgart (1910) oder eine Brücke über den Bosporus (1951/52). Im Zentrum der Ausstellung steht freilich Bonatz' Hauptwerk, der Stuttgarter Hauptbahnhof (1911-1927). So bietet die Ausstellung eine breite Grundlage für eine Diskussion um den Denkmalwert dieses Monumentalwerks der klassischen Moderne, der durch den Teilabriss im Zuge der Planungen für Stuttgart 21 in Frage gestellt wird.

KULTURpur empfehlen