28.09.2007 - 02.12.2007
Die Kunsthalle Wilhelmshaven präsentiert als erste Museumsinstitution die vielseitige Thematik des Ökonomischen in der Arbeit des Stuttgarter Bildhauers, Zeichners und Performers Harald Braun (*1959). Die Ausstellung zeigt Werkgruppen zwischen 2005 bis 2007, die sich auf die Spielregeln der Finanzökonomie beziehen und ihre Embleme, wie Dollarzeichen, Börsengrafiken, Münzen oder Kuhfelle, in unterschiedlichen Medien wie Plastik und Druckgrafik einsetzen. Ging der Künstler in früheren Arbeiten noch von einem vorher festgelegten physischen Gewicht, etwa 72 kg, aus, das es in den Gewichtsplastiken aus Beton genau zu erreichen galt, verweist er im Umfeld seiner neuen Geldplastiken konsequent auf die ideelle Ebene sowohl des Kunstwerks als auch der Ökonomie: Das tatsächliche Gewicht wird durch die immer auch psychologisch beeinflusste, abstrakte Größe des Geldwerts abgelöst.
Um ökonomische Vorgänge zu erklären, setzen Wirtschaftsexperten Diagramme ein: Komplexe Prozesse werden in Börsenkurven vereinfacht dargestellt und ihr abstrakter Inhalt visualisiert. Brauns Werk zeigt faszinierende Schaubilder und Bildmetaphern, die auf die Abhängigkeiten und Spannungen unterschiedlicher Wertsysteme verweisen: ökonomische Widersprüche gesellschaftlicher Realität, in der Elend und Luxus nahe beieinander liegen; Zahlungsmittel, die erst im Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage ihre konkrete Kauf-kraft entfalten oder die Tatsache, dass mit einem Geldbetrag von 100 Euro, wie Braun in seinen Geldplastiken vorführt, ganz unterschiedliche Waren angehäuft werden können. Die Repräsentationsansprüche abstrakter Wirtschaftsprozesse konfrontiert der Künstler mit den sinnlichen Darstellungsweisen der Kunst. So kann künstlerisches Schaffen, das an den Werken sichtbar wird, zum Modell des Handelns in der modernen Welt werden, auch wenn dieses von Harald Braun ad absurdum geführt wird.