19.01.2008 - 29.06.2008
Es sind nur wenige Künstler in der Sammlung Würth mit ihren Werken so opulent und vielfältig vertreten wie Alfred Hrdlicka, der als Bildhauer, Maler, Zeichner und Grafiker ein Werk geschaffen hat, das von einer extremen physischen wie psychischen Exzessivität gekennzeichnet ist. Den 80. Geburtstag im Februar 2008 nimmt die Kunsthalle Würth daher gerne zum Anlass, den in Wien wirkenden Künstler mit einer umfassenden, über 200 Werke aufweisenden Retrospektive in der Kunsthalle Würth zu würdigen.
Die menschliche Figur in ihrer realistisch, aber stets expressiv gestalteten Form bildet den Fokus seines gesamten Schaffens. Hrdlicka schildert die menschliche Figur in allen erdenklichen Zuständen und macht auch vor Leid, Krankheit, Schändung und Tötung nicht halt. Damit korrespondierend analysiert er extreme Formen menschlicher Sexualität, die bei ihm in nicht minder drastischen und gewaltsamen Bildern Ausdruck findet. Hrdlicka definiert sich als Antipode zur ungegenständlichen Kunst und reklamiert für seine künstlerische Tätigkeit gesellschaftliches und politisches Engagement. In diesem Zusammenhang hat er sich immer wieder mit Krieg und Gewalt auseinandergesetzt. Besonders nachhaltig wirken seine politischen Arbeiten im öffentlichen Raum. So schuf er in Wien das Mahnmal gegen Krieg und Faschismus auf dem Albertinaplatz, für die Stadt Wuppertal das Denkmal für Friedrich Engels und für Hamburg ein Gegendenkmal – alle Werke führten zu lang anhaltenden, öffentlichen Diskussionen.
Auch sonst enthält sein ÂŒuvre ein reichhaltiges Repertoire: Er spannt den Bogen von Robespierre und dessen revolutionären Gegenspielern über Friedrich den Großen, das Sinnbild preußischer Militärherrlichkeit, hin zum Paramilitarismus der Weimarer Republik und schildert das Wachsen der SS-Gewalt unter Adolf Hitler bis zum gescheiterten Hitlerattentat mit all seinen Folgen. Neben seinen bildhauerischen Arbeiten hat er diese Themen in großen Radierzyklen wie dem zur Französischen Revolution oder dem Zyklus Wie ein Totentanz, der sich mit den besagten Geschehnissen des 20. Juli 1944 auseinandersetzt, umgesetzt.
Die im Laufe von fünf Jahrzehnten entstandenen Werkreihen und Zyklen sind in der Ausstellung in zehn Themenkreisen zusammengefasst: »Akademische« Arbeiten, Eros und Thanatos, Französische Revolution, Gewalt und Martyrium, Musik und Theater, Mythologische und biblische Themen, Paraphrasen, Politische Arbeiten, Portraits, Schmerz und Psyche. Gezielte Leihgaben ergänzen dabei den eigenen, reichhaltigen Bestand der Sammlung Würth, sodass sich alle Schaffensperioden Hrdlickas in der Ausstellung repräsentiert finden.