Im Zusammenhang mit der Ausstellung Claudia Desgranges - update, die vom 31. August bis zum 14. Dezember im Erdgeschoss der Kunsthalle Ziegelhütte präsentiert wird, zeigt die Stiftung in den beiden Obergeschossen eine Neupräsentation der Stiftungssammlung. Verbindendes Glied der Ausstellungen ist das Thema „Farbe“. Desgranges, eine Vertreterin der autonomen Farbmalerei, ist ein Anlass, die eigene Sammlung nicht nach chronologischen, stilgeschichtlichen oder motivischen Gesichtspunkten vorzustellen, sondern einen frischen Blick auf das anscheinend Bekannte und Eingeordnete zu wagen. Ein Blick, der den realen Reichtum des Abstraktums „Farbe“ zeigt: Lokalfarbe, Lichtfarbe, Körperfarbe, Farbqualität, Pigment, Farbwahrnehmung, Farbauftrag, Farbsymbolik, Farbtemperatur, Farbpsychologie usw. werden dabei ins Blickfeld geraten.
Die Sammlung wird dieses Mal allerdings nicht von dem kunsthistorischen Team der Heinrich Gebert Kulturstiftung Appenzell „neu entdeckt“. Entdecker sind die Menschen mit Behinderung, die im Wohnheim und der Werkstätte d’stääg in Appenzell leben und arbeiten. Angeleitet von der freien Kunstpädagogin Annina Thomann, die für das Gesamtprojekt „Kulturvermittlung im ländlichen Raum“ zuständig ist, finden freie Kunst und therapeutische bzw. impulsive Malerei zusammen.
In ständigem Austausch zwischen den Mitarbeiterinnen d’stääg, Cornelia Hohengasser (Kreativatelier) und Klaus Domakowski (Malschule), der Kunstpädagogin Annina Thomann und dem Team der Stiftung wird eine Ausstellung eingerichtet, in der nicht nur verschiedene Ebenen der Kunstübung miteinander korrespondieren, sondern in der bewusst Grenzen überschritten werden. Spannend ist die Begegnung der professionellen, bei aller Freiheit doch normativen Kunst und einer intuitiven, an das malende Subjekt gebundenen Beschäftigung mit Bildern.