Seit einiger Zeit lässt sich in der Alltagskultur eine Hinwendung zu alten Techniken und zur visuellen Anmutung vergangener Zeiten beobachten. Der Old School-Zeitgeist ist in vielen Bereichen zu finden, unter anderem im Produktdesign und dem wieder erstarkten Interesse an veralteten Geräten und technischen Verfahren wie der Polaroid Aufnahme oder dem Kult um die Langspielschallplatte. In der bildenden Kunst werden Formen der Rückwendung von jeher mit sehr unterschiedlichen Intentionen genutzt.
Die Ausstellung Old School. Anachronismus in der zeitgenössischen Kunst verdeutlicht, wovon dieser Blick zurück geleitet wird und inwiefern gerade der Anachronismus viel über die Gegenwart und die Rolle des Bildes erzählt. Zwölf internationale, künstlerische Positionen werden präsentiert: Meisterliche Miniaturmalereien und traditionelle Farbherstellung spielen dabei ebenso eine Rolle wie der bewusste Einsatz längst überholter technischer Hilfsmittel und die Neuinterpretation künstlerischer Motive vergangener Zeiten. Der Rückgriff auf alte Techniken und motivische Bildtraditionen ist jeweils Ausdruck einer künstlerischen Reaktion auf Themen der Gegenwart – beispielsweise auf das Verschwinden der Artenvielfalt, die Mechanismen und Formen individueller und gesellschaftlicher Erinnerung oder die Allgegenwärtigkeit elektronischer Navigationssysteme. In der künstlerischen Auseinandersetzung mit digitalen Medien reagieren Künstlerinnen und Künstler auf die gegenwärtigen Veränderungen von Kommunikationsstrukturen und Wissensvermittlung. Die gewählten Mittel muten zeitgenössisch an – und der Mensch erscheint als anachronistisches Wesen in einer digitalen Welt.