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Der 1872 in Bremen geborene Heinrich Vogeler wurde schon während seines Studiums an der Düsseldorfer Akademie (1890/1895) in den ›Künstler-Verein Worpswede‹ als Mitglied aufgenommen. Im Gegensatz zu seinen Malerkollegen, Fritz Mackensen, Otto Modersohn, Hans am Ende, Carl Vinnen und Fritz Overbeck, die nur der Malerei vor der Natur huldigten, hatte der schwärmerische Idealist Vogeler eine ›Lebensidee‹ als Leitbild seines künstlerischen Schaffens.
Er wollte mit seinen Gemälden, Zeichnungen, Radierungen und mit seinen kunstgewerblichen Werken »eine Welt der Verheißungen« schaffen und diese »Symbole der Menschheit schenken«, damit diese - wie er selbst auf seinem ›Barkenhof ‹ in Worpswede - ein harmonisches Leben voll schöner Empfindungen in einer gerechteren und besseren Welt führen könne. Der eigentliche Bezugspunkt seiner Synthese tradierter Bildelemente und Stilformen ist deshalb die Realität - die allerdings mit den Mitteln der Kunst in eine ›schönere Wirklichkeit‹ transformiert werden musste.
Vogelers »drängenden Frühlingsträume, in gemessene und strenge Form gekleidet« (Paula Modersohn-Becker, 1897), haben seit ihrer Entstehung an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert nichts an Jugendlichkeit und Frische eingebüßt und sind auch noch 70 Jahre nach seinem Tod (1942) überaus populär. Die Ästhetisierung des Alltags war allen Vertretern der europäischen Stilkunstbewegung ein Anliegen - auch Vogelers Antipoden Henry van de Velde, zu dessen 150. Geburtstag diese Ausstellung mit Werken des norddeutschen Schönheitssuchers in einen interessanten Dialog treten möchte.