Das Henry van de Velde-Jahr 2013 wird im Kunsthaus Apolda Avantgarde mit dem berühmtesten Schüler des belgischen Reformarchitekten eröffnet: Mit Max Ackermann, dem Sohn eines Thüringer Bildhauers, der ab 1891 in Ilmenau aufwuchs, wo er eine Lehre als Porzellan-Modelleur absolvierte, bevor er 1906 und 1907 Modellierkurse bei Henry van de Velde im ›Kunstgewerblichen Seminar‹ in Weimar besuchte, die er in seinem Tagebuch minutiös festhielt.
Erst nach dem Besuch der Akademien in Dresden, München und in Stuttgart (1908/1912) und aufgrund intensiver Auseinandersetzung mit der Farbtheorie des Chemikers Chevreul sowie mit Adolf Hoelzels Lehre vom ›Primat der Mittel‹, Farbe und Form, trägt Henry van de Veldes einstiger Unterricht zur ornamentalen Linie die von Ackermann gewünschten Früchte: Mit »leisklingenden Farbkreisen« und mit autonomen Linien betritt der Wahl-Stuttgarter Künstler den geheimnisvollen Kosmos gegenstandsfreier Kunst. Unter Berücksichtigung kontrapunktischer Prinzipien und der Gesetzmäßigkeit von Farbklängen, von deren Spannung und Harmonie, von Statik und Dynamik, entwickelt Max Ackermann als einer der ersten deutschen Maler (neben Hoelzel) eine völlig eigenständige Bildsprache autonomer Kunst.
In der Retrospektive wird Ackermanns eindrucksvolle Entwicklung vom Henry van de Velde-Schüler über den zeitweiligen Veristen bis zum »absoluten Gestalter der heiligen Fläche« demonstriert – mit bisher noch nie öffentlich gezeigten Werken, die über 70 Jahre in Koffern auf einem Thüringer Dachboden schlummerten.