Landschaft findet statt. Sie ist nach Lucius Bruckhardt nicht die bloße Erscheinung der Umwelt, sondern ein Gebilde, das wir erst mithilfe unseres Bildgedächtnisses wahrnehmen. Der Architekt und Spaziergangswissenschaftler verweist dabei auf eine Landschaftswahrnehmung, die in Bildabfolgen verständlich wird – der filmische und in der Zeit liegende Blick hält jenen Abstand zur Landschaft, der für ihre Wahrnehmung nötig ist.
Tatsächlich können wir uns heute kaum noch vorstellen, ohne das „Auge“ der Kamera auf die Landschaft zu schauen. Allein der Blick aus dem All auf unseren Planeten, der mit der ersten Aufnahme der Weltkugel vom Mond aus unser Bewusstsein prägte, veränderte den Umgang mit Landschaft nachhaltig: Aus dieser Perspektive nehmen wir die Erde als eine Landschaft wahr, die vom Menschen als Territorium erfasst, gezähmt und angeeignet wird. Ihre definitive Endlichkeit und die dauernde Veränderung der Ressourcen, z. B. der landschaftlichen Nutzflächen, werden uns mithilfe der Kamera tagtäglich radikal vor Augen geführt.
Die Ausstellung Landschaft in Bewegung zeigt am Beispiel von wegweisenden Arbeiten ab den 1960er-Jahren, dass Landschaft ein Begriff ist, der im menschlichen Bewusstsein einem laufenden Wandel unterliegt. Der Film spielt dabei eine wesentliche Rolle – als Voraussetzung für das Erfassen einer Realität von Landschaft, aber auch als eine Art Katalysator, der diese Wahrnehmungsprozesse wesentlich beeinflusst.
Die Ausstellung wird begleitet von einem interdisziplinären Programm und einem Katalog, der auch die Ansätze der folgenden Ausstellungen umfasst: Disputed Landscape als Auseinandersetzung mit den umstrittenen Begrifflichkeiten eines fotografischen Landschaftsbildes in der Camera Austria; HyperAmerika mit einem Schwerpunkt auf die Ambivalenz der Gefühle der Landnahme, wie wir sie in den amerikanischen Landschaftsgemälden der Hyperrealisten und der Fotografen der New Topographics erkennen, zu sehen im Space01 des Kunsthauses Graz; Landschaft: Transformation einer Idee gibt in der Neuen Galerie Graz einen Überblick über die historische Entwicklung des Landschaftsbildes, und mit der Aufarbeitung der Politischen Landschaft im Ausseerland befasst sich schließlich die gleichnamige Ausstellung des Instituts für Kunst im öffentlichen Raum.