© andreas130 / www.fotolia.de
KULTURpur - Wissen, wo was läuft!

Kunstmuseum Appenzell


Unterrainstrasse 5
9050 Appenzell
Tel.: 071 788 18 00
Homepage

Öffnungszeiten:

Apr-Okt: Di-Fr 10.00-12.00
u. 14.00-17.00 Uhr
Sa, So 11.00-17.00 Uhr
Nov-Mär: Di-Sa 14.00-17.00 Uhr
So 11.00-17.00 Uhr

Ernst Wilhelm Nay: Das polyphone Bild

17.03.2013 - 16.06.2013

Ernst Wilhelm Nay (* 11. Juni 1902 in Berlin; † 8. April 1968 in Köln) gehört zu den bedeutenden Individualisten der Kunst. In den Jahren vor dem 2. Weltkrieg entwickelte er eine farbenprächtige Bildsprache an der Grenzlinie zwischen Realismus und Abstraktion. Nach 1945 war er einer der Protagonisten einer abstrakt-gestischen Bildsprache – in gewisser Weise das Bindeglied zwischen Wassily Kandinskys malerischen Improvisationen und dem abstrakten Expressionismus. Heute wird er auch zu den Vorbereitern der Farbmalerei der 1970er und 1980er Jahre gezählt. Die Ausstellung, die vom Kunstmuseum Bonn in Zusammenarbeit mit der Ernst Wilhelm Nay Stiftung in Köln erarbeitet wurde, wird in leicht veränderter Form im Museum Liner Appenzell und im Mönchehaus Goslar gezeigt. Es ist die erste umfassende Ausstellung zum Gesamtwerk Nays in der Schweiz.
Die Ausstellung umfasst über 130 Arbeiten auf Papier aus Stiftungs-, Museums- und Privatbesitz. Sie spiegeln die gesamte Entwicklung des Künstlers wieder. Die Auswahl verdeutlicht, wie Nay in der Zeichnung die rhythmischen und konstruktiven Aspekte des Bildes klärte und wie er sich in der Gouache und im Aquarell Medien aneignete, die gleichberechtigt mit der Ölmalerei die Farbe zum zentralen Akteur des Bildes machen. Die Farbe ist das Thema der Kunst von Ernst Wilhelm Nay. Sie war das Mittel und das Ziel, mit der er die bewegte, mithin endlose Gestalt des Bildes verwirklichte, nicht ausschliesslich in seinen Gemälden, sondern gerade auch in der grossen Zahl der Gouachen, Aquarelle und Zeichnungen. Bereits von den seit 1937 entstandenen Lofoten-Bildern und ihrem intensiven Landschaftserlebnis zu den Hekate-Bildern der Nachkriegsjahre, die noch figürlich-mythische Elemente besitzen, zeigt sich die Energie der Farbe, die sich in den folgenden Fugalen Bildern immer freier entfaltet. 1955 wird die Scheibe zum dominanten Bildmotiv, mit dem Nay die Farbe zu ruhigen Harmonien führt. Seit 1963 beginnt er die Scheiben zu durchstreichen, wie von selbst entsteht dadurch die Form eines Auges – einem Motiv das immanent Wahrnehmung und künstlerische Selbstreflexion in einer Chiffre verdichtet. In seinen letzten Bildern nimmt er die in den Augen-Bildern gesteigerte Dramatik wieder zurück, reduziert die Farben zu einem raumlosen Nebeneinander von Flächen. In dieser Einfachheit wird die Eigenmacht der Farbe nochmals in grandioser Weise anschaulich.

KULTURpur empfehlen