01.04.2012 - 12.08.2012
Auguste Renoir (1841-1919) zählt zu der Gruppe französischer Maler, die in den frühen 1870er Jahren den Impressionismus begründet haben. Mit heller Palette, einer lockeren Pinselführung, Motiven aus dem modernen Stadtleben und des Freizeitvergnügens in der Natur schrieben er und seine Mitstreiter Kunstgeschichte. Das Kunstmuseum Basel richtet in einer grossen Überblicksausstellung erstmals den Fokus auf das überraschend vielschichtige Frühwerk des Künstlers bis hin zu den ersten bedeutenden impressionistischen Gemälden.
Renoir nahm Unterricht im Atelier des Schweizer Malers Charles Gleyre, studierte an der École des Beaux-Arts und hielt sich zu Studienaufenthalten regelmässig im Louvre auf. Innerhalb kürzester Zeit schloss er Bekanntschaften und Freundschaften mit gleichaltrigen Künstlerkollegen wie Claude Monet, Frédéric Bazille, Alfred Sisley und dem etwas älteren Edouard Manet. Seine neue Künstlerexistenz brachte den Verzicht auf ein regelmässiges Einkommen und eine prekäre soziale Stellung mit sich. Wechselnde Wohnorte innerhalb von Paris und zeitweilige Aufenthalte auf dem Land prägten seinen Alltag. Hier lernte Renoir Lise Tréhot (1848 - 1922) kennen, die zu seinem Modell und zu seiner Geliebten wurde. Von 1865 bis 1872 dauerte ihr Verhältnis, aus dem zwei illegitime Kinder hervorgingen. Lise stand für eine umfangreiche Gruppe von wichtigen Frühwerken Modell, darunter auch die Dame mit dem Möwenhütchen (1868) aus der Sammlung des Kunstmuseums Basel. Diese Werkgruppe bildet einen Höhepunkt der Ausstellung und zeigt die Spannweite von Renoirs erstem Schaffensjahrzehnt.
Die Ausstellung spürt den Etappen und Resultaten von Renoirs künstlerischer Entwicklung zwischen Bohème und Bourgeoisie nach, sie glättet jedoch die Brüche in Thematik und malerischer Sprache nicht, da sich genau darin zeitgeschichtliche Fragestellungen kristallisieren. Es wird deutlich, wie Renoir sich wechselseitig an akademischer Tradition und verschiedenen Wegen der malerischen Erneuerung orientierte, bis er zu einer eigenen Handschrift fand.
Ohne je politisch Stellung zu beziehen, erweist sich Renoir in den Bildern des Frühwerks als präziser Beobachter seines persönlichen Umfelds und der bürgerlichen Gesellschaft. Ihre Regeln und Statusansprüche, mitunter auch Doppelbödigkeiten erfasste er instinktsicher. Mit grossem Reichtum an malerischen Mitteln und feinem Gespür gegenüber dem thematischen Gewicht setzte Renoir seine Sujets jeweils ins Bild. Seine Gemälde laden den Betrachter ein, den vielfach ausgelegten literarischen und kunsthistorischen Fährten zu folgen und das Potential seiner peinture zu erfahren.