Die frühen 1960er Jahre waren ein Initialmoment für die Entwicklung des Fernsehens zum ersten visuellen Massenmedium und gleichzeitig der Auftakt für die künstlerische und theoretische Auseinandersetzung mit dem Thema Fernsehen – schon vor Entstehung der Videokunst. Der TV-Kasten wurde als skulpturales Objekt bearbeitet (Günther Uecker, César) das Fernsehbild manipuliert und dekonstruiert (Nam June Paik, Wolf Vostell), es diente als Bildgenerator für Zeichnung, Malerei und Grafik (K.O. Götz, Lawrence Weiner, Paul Thek, Andy Warhol) oder als Motiv für Fotografie und Film (Lee Friedlander, Bruce Conner, Dennis Hopper).
Ausgehend von dieser Geburtsstunde um 1963/64 schlägt die Ausstellung eine Brücke in die Gegenwart. Die Aufsplitterung des ehemals monolithischen Mediums spiegelt sich in Malerei, Zeichnung, Installation, Fotografie und Videokunst als gattungsübergreifende Verarbeitung des „Televisuellen“.
Themenräume widmen sich der Analyse, Parodie und Subversion von Fernsehformaten: den seelischen Abgründen der Talkshow (Christoph Schlingensief, Bjørn Melhus), dem Suchtfaktor von Serien (Mel Chin, Melanie Gilligan, Julian Rosefeldt), und der Informationsflut von News-Channels (Christoph Draeger/Reynold Reynolds, Christian Jankowski, Mischa Kuball, M + M, Ulrich Polster). Ebenso in den Blick kommen die Konstruktion von Studio-Sets (Thomas Demand, Michel François, Caroline Hake) und die im TV vorgeführten Opfer (Yvon Chabrowski, Stephan Hurtig).