Der kalifornische Fotograf Larry Sultan ist in Deutschland bislang nur Kennern bekannt, zählt aber im amerikanischen Kunstdiskurs zu den ganz wichtigen Positionen einer sogenannten „post-konzeptuellen“ Fotografie. Sultan wurde 1946 in New York geboren, wuchs aber im kalifornischen San Fernando Valley, nahe Los Angeles, auf. Er unterrichtete u.a. als Professor für Fotografie am California College of the Arts in San Francisco und verstarb bereits 2009.
Zusammen mit Mike Mandel lieferte Sultan bereits 1977 mit der medienkritische Serie „Evidence“ einen ganz wichtigen Beitrag der neueren Geschichte der Fotografie. Auch seine weiteren frühen Arbeiten hinterfragen mit “dokumentarischen“ Mitteln die Grenze eben dieser Art der Fotografie und unseres naiven Glaubens an das Bild. Hervorzuheben sind hier die „Billboards“, in denen mit absurden Parolen die Funktion der Werbung parodiert wird.
Das ebenfalls in Reihen angelegte farbige Spätwerk von Sultan offenbart einen Wandel in seinem Werk, der der zweifellos auch Ausdruck einer neuen Wertschätzung von künstlerischer Fotografie im Allgemeinen ist. Ausgehend von der Serie „Pictures from Home“ erkennt man eine Vermischung von „dokumentarischer“ und „inszenierter“ Fotografie, die zu einer psychologisch vielfältig aufgeladenen Befragung des Familienlebens führt. Mit dem Buch „The Valley“ sorgte Sultan zu Beginn des 21. Jahrhunderts durch den Blick hinter die Kulissen der Pornoindustrie erstmals auch in Europa für großes Aufsehen.
Die vom Kunstmuseum Bonn ausgerichtete Ausstellung ist Sultans erste Einzelausstellung in einem deutschen Museum. Sie steht in einer Reihe von Präsentationen unseres Hauses zur neueren amerikanischen Fotografie (wie z.B. Mitch Epstein, Lewis Baltz). In Kooperation mit dem S.M.A.K. in Gent, in dem wenig später ebenfalls eine Einzelausstellung des Künstlers zu sehen ist, vermittelt der begleitende Katalog mit zahlreichen Beiträgen einen umfassenden Überblick über das Werk von Larry Sultan.