Was sich in einer grafischen Sammlung befindet, ist aus konservatorischen Gründen selten zu sehen, scheint sich also dem neugierigen Blick zu entziehen. Gleichzeitig nimmt die Grafik mit etwa 5.000 Arbeiten den umfangreichsten Teil der Sammlung des Kunstmuseum ein. Diese Ausstellung will den Schleier des „Geheimnisses“ etwas lüften und präsentiert eine Auswahl von Papier-Arbeiten, die in den vergangenen Jahren als Schenkungen oder Ankäufe neu in den Besitz des Hauses gelangt sind.
Es handelt sich dabei zumeist um Zeichnungen aus dem Bereich der jüngeren Kunst. Die Zeichnung hat seit den neunziger Jahren eine Wiederentdeckung erlebt und wird vom Kunstmuseum seit der Ausstellungsreihe „Zeichnung heute“ (1997 – 2007) auch systematisch verfolgt. Das spiegelt sich auch in der Sammlung wider, aus der für diese Präsentation neue Preziosen ausgewählt worden sind. Der Bogen der nun weitgehend erstmals gezeigten Arbeiten spannt sich dabei von großformatigen Arbeiten von Anna Amadio und Jan Albers, er reicht über kleinere Blätter von Thomas Müller, Thomas Rentmeister, Daniel Roth und Heiner Blumenthal, bis hin zu Collagen von Jan Wawrzyniak und objektartigen Arrangements von Claudia Busching, die – wie manch anderes bei dieser Präsentation – Bestandteil einer unlängst erfolgten Schenkung aus der Sammlung Posselt ist.
Erkennbar wird in dieser vielteiligen Auswahl von A bis Z (Amadio bis Ziervogel) ein verblüffender Reichtum der künstlerischen Ausdrucksweisen: Abstraktes, Gegenständliches, Expressives oder Geometrisches sind längst keine Gegensätze mehr. Es gilt, das nie Gesehene individuell zu erkunden, neu zu sehen!