Die Fotografin Adelaide Ivánova, die im letzten Jahr ihr Studium an der Berliner Ostkreuzschule für Fotografie abschloss, arbeitet an der Serie "Adelaide" bereits seit 2006. Immer wieder hält die junge Brasilianerin ihre Großmutter, die in Recife lebt, mit der Kamera fest. Adelaide de Queiroz Silva, geboren 1921 in der brasilianischen Halbwüste "Sertão", die für ihre Ärmlichkeit berüchtigt war, hatte gewiss kein leichtes Leben. Sie brachte 16 Kinder zur Welt, von denen 14 das Kindesalter überlebt haben. Ihre Kinder hat sie weitgehend allein großgezogen, denn nachdem ihr Mann mit seiner Farm und einem kleinen Lebensmittelgeschäft Bankrott gegangen war und ihn dieser Verlust den Lebensmut nahm, entschloss sie sich allein mit ihren Kindern in die Hafenstadt Recife zu ziehen. Den Lebensunterhalt für ihre Familie verdiente sie, indem sie auf der Straße Kuchen verkaufte. Lange Zeit kämpfte Adelaide de Queiroz Silva in ihrem Leben gegen die Armut und vor allem dafür, ihren Kindern eine bessere Zukunft zu sichern. Dies ist ihr gelungen - die meisten von ihnen haben studiert und selbst Familien gegründet.
Trotz großer Schwierigkeiten und des harten und entbehrungsreichen Lebens ist sie keine verhärmte oder bittere alte Frau geworden. Dies zeigen eindrücklich die Bilder von Adelaide Ivánova, die ihre Großmutter in privaten Situationen zeigt - beim Arztbesuch, wie sie sich pflegt, rasiert, schmückt oder körperlich fit hält. Immer noch ist die über 90jährige auf gutes Aussehen bedacht, geht ihren Beschäftigungen nach. Gern posiert sie vor der Kamera ihrer Enkelin, setzt sich bewusst in Szene. Selbstbewusst und stolz präsentiert sie sich als eigenwillige und starke Persönlichkeit. Die Porträts, die von großer Nähe und hohem Respekt zur Person zeugen, erscheinen wie eine Aufforderung, sich auch im fortgeschrittenen Alter den Herausforderungen des Lebens jeden Tag aufs Neue zu stellen.