Wie kein anderer deutscher Politiker neben oder nach ihm hat Theodor Heuss (1884–1963) mit seiner Persönlichkeit weit über sein politisches Wirken und seine Lebenszeit hinaus in Gesellschaft, Kultur und Medien markante Spuren hinterlassen und Maßstäbe gesetzt.
Neben seinem publizistischen und politischen Engagement, das ihn zu einem der herausragenden liberalen Politiker in der Weimarer Republik und der Bundesrepublik Deutschland machen und bis in das Amt des Bundespräsidenten führen sollte, blieb Heuss der Kultur und insbesondere der Bildenden Kunst stets eng verbunden. Kunst durchzieht sein Leben wie ein roter Faden und zeigt sich in nahezu allen Facetten. Wichtigen deutschen Künstlern war er ein guter Freund und Wegbegleiter oder wohlgesinnter Kritiker, darunter Hans Purr mann, Albert Weisgerber oder Richard Riemerschmid.
Heuss schrieb Ausstellungsberichte und Kunstkritiken für verschiedene Zeitungen oder Beiträge über Architektur und Design. Nach dem Ersten Weltkrieg wirkte er als Kulturfunktionär für den Deutschen Werkbund und nach dem Zweiten Weltkrieg als „Kultminister“ in Württemberg-Baden. Als erster Bundespräsident erlangte Heuss große Popularität und wurde zu einem begehrten Modell für Künstler. Zudem war Heuss selbst leidenschaftlicher Zeichner und bezeichnete sich in dieser Hinsicht als „vergnügter Dilettant“. Die Ausstellung zeigt auf, welche Rolle das vitale Interesse für die Kunst im Leben des „homme de lettres“ Theodor Heuss spielte und auf welche Weise er – sei es als Publizist, sei es als Politiker – im Feld der zeitgenössischen Kunst gewirkt hat. Ausstellung und Katalog veranschaulichen auf beispielhafte Weise, auch die kritischen Aspekte seines Wirkens sowie die Grenzen seines Kunstverständnisses aufzeigend, wie eng bei ihm publizistisches und politisches Handeln mit Kunst und Kultur verbunden ist. Dadurch wird das Bild von Theodor Heuss abgerundet, der als Bildungsbürger, im besten Sinn des Wortes, der breiten Bevölkerung den Weg zu Kunst und Kultur eröffnen wollte.