24.06.2007 - 23.09.2007
Betritt man die Rauminstallationen des in Berlin lebenden Malers Thomas Zipp, so tritt man ein in einen assoziativen Gedankenkosmos, der bildmächtig ausgreift in die Geschichte der Neuzeit und der Moderne mit ihren Utopien und Zukunftsvisionen. Schon der Titel der Mülheimer Schau
zeigt an, dass die Ausstellung rockt, dass hier keine linear lesbaren Geschichtsverkettungen gezeigt werden, sondern Fragen aufgeworfen sind, die – vom mittelalterlichen Memento Mori über die Erfindung von Glühbirne und Atombombe bis hin zur globalen Mobilität – den Menschen in der Gegenwart und mit all seiner Endlichkeit in den Mittelpunkt der Überlegungen stellen.
Ausgehend von der Gewissheit, dass Vergangenheit Zukunft gestaltet, breitet Thomas Zipp kulturelle Ideen und philosophische Gedanken aus verschiedenen Perspektiven und in düster anmutender Atmosphäre vor uns aus. Die Medien Malerei, Skulptur und Grafik verwebt er mit überzeugendem Tiefgang, gepaart mit Humor und Ironie zu dichten begehbaren Installationen, in deren Mittelpunkt in der Mülheimer Ausstellung eine riesige Weltkugel steht. Der Globus vereint Ansichten von Mond und Erde und ist übersät mit Namen von Astro- und Kosmonauten sowie
von Nobelpreisträgern der Naturwissenschaften, die leitmotivisch durch die Ausstellung führen. Mobile Malereien auf Stelzen erzählen von Ur- und Endzeitlandschaften, auf die Nobelpreisträger mit glänzenden, zombieartigen Augen blicken. Kepler, Tycho de Brahe oder Luther sind Vertreter ihrer Hypothesen, Wahrheiten und Welterklärungsmodelle. Strahlen und Licht verkörpern unsichtbare Energien – sie können gleichwohl für Jenseitserfahrungen, Drogenrausch oder die Atomspaltung stehen. Raumvorstellungen und anderes reflektiert der Künstler stets sowohl aus Sicht der Kunst wie aus derjenigen der Wissenschaft.
Paradoxien, Dissonanzen und das Moment des ungewissen Ausgangs machen die Kunst von Thomas Zipp so aufregend. Es ist die gleichsam lockere Gespanntheit, die ihn Bögen schlagen lässt zwischen Natur und Geschichte, Wissenschaft und Zeit und deren ästhetischer Aufarbeitung.
Thomas Zipp studierte von
1992 – 1998 an der Städelschule in Frankfurt am Main und an der Slade School in London. Zahlreiche Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen im In- und Ausland machten ihn bekannt: 2005 seine Einzelausstellung im Oldenburger Kunstverein, 2004 seine Teilnahme an „Made in Berlin“, Art Forum, oder 2006 an der 4. Berlin Biennale, seine mehrfachen Präsentationen in den Galerien Guido W. Baudach, Berlin, und Rüdiger Schöttle, München, 2006 bei Patrick Painter, Santa Monica, und in diesem Jahr in der Galerie Krinzinger, Wien, sowie die Ausstellungsbeteiligung an „Made in Germany“, Kestner Gesellschaft, Hannover, um nur einige zu nennen.