«Es gibt keine Geschichte. Es gibt Geschichten. Geschichte ist deine Erinnerung und das, was du als deine Erinnerung akzeptierst. Geschichte ist ein Blickwinkel oder eine Realität, die zwischen Blickwinkeln eingezwängt ist.» (Özlem Günyol & Mustafa Kunt)
Seit den 1950er-Jahren vergibt der Kulturkreis der deutschen Wirtschaft jährlich den ars viva-Preis an junge, in Deutschland lebende bildende KünstlerInnen. 2012/13 steht er unter dem Thema «Systeme». Systeme basieren auf Systematiken. Sie speisen sich aus methodischen Annäherungsweisen und führen zu logisch begründeten Lehrgebäuden. Systeme können in sich geschlossen sein und sich kontinuierlich selbst reproduzieren. Für äussere Einwirkungen sind sie höchst sensibel, reagieren störanfällig oder auch entwicklungsfähig. Systeme suggerieren Sicherheit und Klarheit.
«Ein System ist ein Werkzeug, und deshalb hilft es so lange, wie das Werkzeug nicht zum Gegenstand wird. Wenn es das tut, beginnt es, dir zu schaden.» (Melvin Moti)
Anhand von Systemen ist es möglich, strukturelle Muster in der Natur, in der Gesellschaft oder etwa in persönlichen Handlungsweisen bewusst werden zu lassen.
«Ich begann, mich ausführlicher mit einigen Kommunikationssystemen auseinanderzusetzen und damit, wie sie aussehen und sich verhalten, als sie in meinem Leben eine zentralere Rolle einnahmen.» (Simon Denny)
Mit den diesjährigen Preisträgern Simon Denny, Özlem Günyol & Mustafa Kunt sowie Melvin Moti wurden künstlerische Positionen ausgezeichnet, in deren Werken das Thema Systeme auf verschiedene Arten eine Rolle spielt. Das inhaltliche Spektrum reicht dabei von der Analyse digitaler Medien, einschliesslich der Internet-Kommunikation, über die Reflexion visueller und neurologischer Phänomene bis hin zu der Auseinandersetzung mit kultureller Identität. Die Künstler werden in der Ausstellung im Kunstmuseum Liechtenstein mit ihren Arbeiten auf die Situation vor Ort reagieren.