Alberto Giacomettis Werke, seine scheinbar entrückten, knochendünnen Skulpturen sind unverwechselbar. Der Künstler selber gilt als einer der eigenwilligsten, originellsten und heute auch teuersten Bildhauer des 20. Jahrhunderts. Das Kunstmuseum Pablo Picasso Münster widmet dem Schweizer eine mit rund 100 seiner Werke üppig besetzte Schau.
Gezeigt werden Skulpturen, Gemälde, Zeichnungen und Grafiken aus nahezu allen Schaffensphasen dieses sperrigen Genies. Insbesondere aus den schöpferischen Querbezügen zwischen den künstlerischen Gattungen erhielt Giacometti seine Inspiration. Und für den Besucher wird im Parcours der Ausstellung diese kreative Zwiesprache zwischen den einzelnen Werken erfahrbar.
Die Exponate stammen mehrheitlich aus der südfranzösischen Fondation Maeght, die weltweit nach der Schweizer Giacometti-Stiftung die meisten Werke des Künstlers beherbergt. Begleitet werden sie von einem Dokumentarfilm und Aufnahmen des Fotografen Ernst Scheidegger, der den Künstler ab 1943 regelmäßig bei der Arbeit in seinem Atelier fotografierte.
Die Präsentation wirft Streiflichter auf das Frühwerk des Schweizer Künstlers und beginnt mit einem Gemälde aus dem Jahr 1917, mit dem der jugendliche Giacometti sich tastend an die Kunst seines Vaters Giovanni heranwagt. Sie folgt den Spuren des Künstlers in die 1930er Jahre, als er sich in Paris, der damaligen Welthauptstadt der Künste, mit dem Kubismus und Surrealismus auseinandersetzt und sich von afrikanischer Stammeskunst inspirieren lässt. Den Ausstellungshöhepunkt bilden rund 30 Skulpturen, für die Giacometti sich von den populären Kunstströmungen seiner Umgebung befreite und seinen ganz eigenen Figurenstil entwickelte.
Nachdem Giacometti die Kriegsjahre in seiner Schweizer Heimat verbrachte, kehrte er 1946 in die Stadt seiner künstlerischen Anfänge zurück. Die Nachkriegszeit ist für ihn von schöpferischem Furor geprägt. Die Mehrzahl der im Picasso-Museum ausgestellten Exponate stammt aus dieser überaus produktiven Pariser Schaffensphase der 1940er und 1950er Jahre, so auch die Bronzereihe „Femmes de Venise“, die er 1956 für die Biennale in Venedig anfertigte. Die vielen Skulpturen und Gemälde von Freunden und Weggefährten, die er – begleitet von quälenden künstlerischen Selbstzweifeln – in oft monatelangen Sitzungen schuf, zählen heute zu den berühmtesten Kunstwerken der Welt.
"Ich weiß nicht, ob es gut ist oder schlecht, aber mir ist es egal. Ich mache auf jeden Fall weiter.“ Dieser Devise folgend hat Alberto Giacometti ein unverwechselbares Werk hinterlassen, das im Picasso-Museum in Münster in all seinen Facetten beleuchtet wird.