Kaum ein Künstler verkörpert so eindrücklich den Begriff «Arte povera» wie der 1934 geborene, in Turin lebende Giovanni Anselmo. Die Mittel, die er für seine Werke verwendet, sind karg, und zugleich handeln sie von einer fundamentalen Erfahrung, von der energetischen Aufladung der Materialien. Skulptur und Malerei genügten Anselmo nicht, um diese lebendige Erfahrung zu vermitteln. Er schuf dafür Werke in verschiedensten Medien – Objekte, Zeichnungen, Photographien –, in denen Kräfte wie die Gravitation sinnlich wahrnehmbar werden.
Die mehrteilige Arbeit in der Sammlung des Kunstmuseums Winterthur trägt den Titel «Un disegno a ovest della pietra grigia, un disegno a est, due particolari a sud, il paesaggio a nord» («Eine Zeichnung westlich des grauen Steins, eine Zeichnung östlich davon, zwei Einzelheiten im Süden, die Landschaft im Norden»). Sie entwirft eine imaginäre Landschaft, die sich an den Himmelsrichtungen orientiert und die zugleich an die Einzelheiten eines bestimmten Ortes gebunden ist. Darin findet der Betrachter seinen symbolischen und realen Ort in der Welt – Anselmos Arbeit stellt die existenziellen Fragen, mit denen die Kunst uns seit jeher konfrontiert. Das Kunstmuseum Winterthur besitzt mehrere Werke des Künstlers, die über die Jahre in die Sammlung gelangt sind. Daraus wird er eine Ausstellung gestalten, die unmittelbar auf die Räume Bezug nimmt.