Unsere digitale Gegenwart kennt kaum noch Grenzen. Mit einem Mausklick bewegen wir uns virtuell in anderen Ländern, Zeitzonen und Kulturen - via Skype nehmen wir visuell am Leben anderer teil und können heute an zwei Orten gleichzeitig sein. Der Kommunikationstheoretiker Marshall McLuhan hat schon frühzeitig einen Begriff für diese Entwicklung gefunden - das Global Village. Die tatsächlichen Distanzen werden erst wieder spürbar, wenn außereuropäische Gesellschaften mit kulturellen und ästhetischen Geltungsbedürfnissen aufwarten, die von westlichen Vorstellungen abweichen. Die Konturen der Moderne im westlichen Sinne scheinen sich aufzulösen.
Durch die kulturellen Wechselwirkungen in diesem Global Village stellen sich neue Fragen an die Moderne, die auch ihre Aktualität in ihrem westlichen Ursprungskontext betreffen. Im 21. Jahrhundert hat der Pluralismus nicht nur die Kunst erfasst, sondern auch Gesellschaftsformen, Lebensstile und Glaubensrichtungen. Sind die Ideen der Moderne vor diesem Hintergrund tatsächlich überholt? Stecken nicht die Wurzeln unserer Kultur im Profil der modernen Gesellschaft, wie es sich im Zuge der Aufklärung und Industrialisierung herausbildete? Was für die Wissenschaft der Forschungserfolg war, dem entsprach in der Kunst der Klassischen Moderne im 20. Jahrhundert die ästhetische Revolution. Die Abstraktion führte bis hin zur Befreiung der Form vom Gegenstand und der Farbe von der Form. Modernität als Ausdruck von Zeitgeist: vergänglich und flüchtig.
Im Jubiläumsjahr des Kunstmuseum Wolfsburg - es feiert 2014 mit einer groß angelegten Kokoschka-Ausstellung sein 20-jähriges Bestehen - nimmt das Haus mit Spuren der Moderne thematische Sondierbohrungen vor und macht sich auf die Spurensuche innerhalb der eigenen Sammlung. Seit 1994 sammelt das Kunstmuseum Wolfsburg internationale zeitgenössische Kunst. Mit Werken rund um die Minimal Art, Conceptual Art, Arte Povera, Body Art und Medienkunst wurde die Basis gelegt. Die Sammlungspräsentation Spuren der Moderne wird auf rund 1000 Quadratmetern im oberen Umlauf der Museumshalle zu sehen sein.
Künstler der Ausstellung: John Armleder, Richard Artschwager, Hussein Chalayan, Tony Cragg, Jan Dibbets, Olafur Eliasson, Helmut Federle, Andreas Gursky, Jeppe Hein, Georg Herold, Rebecca Horn, Gary Hume, Sergej Jensen, Anselm Kiefer, Ola Kolehmainen, Michel Majerus, Joseph Marioni, Gerhard Merz, Nam June Paik, Panamarenko, Elizabeth Peyton, Julius Popp, Neo Rauch, Tobias Rehberger, Thomas Schütte, Cindy Sherman, Beat Streuli, Philip Taaffe, James Turrell, Luc Tuymans