Moritz Götze, ist ein Künstler, der Geschichte und Geschichten liebt. Auf der Suche nach Ursprüngen und Quellen bereist er die fast vergessenen Städte im Bermudadreieck Eisleben-Mansfeld-Sangerhausen, sammelt und publiziert die fast vergessenen Reichtümer der Provinz, entdeckt Außenseiter, verlegt Schallplatten und gehört zu jenen, die sich auch im Künstlerischen thematisch binden und das einmal geweckte Interesse obsessiv verfolgen. Egal, ob es die Geschehnisse des deutsch-französischen Krieges, die Meilensteine der deutschen Kunstgeschichte oder der Untergang der deutschen Flotte bei Scapa Flow ist, Götze versenkt sich in die Ereignisse und destilliert ein scharf konturiertes Extrakt, das auf Wirkung zielt, Holzschnitt, Comic und Pop beleiht, vor allem jedoch Produkt leidenschaftlicher Begeisterung ist. Stilistisch verortet sich Moritz Götze im deutschen Pop, verschweigt jedoch dabei nicht seine Tradition suchende und aufbauende Art, wodurch auch die Jenaer Romantiker zu seinem Thema werden konnten. In gewohnt farbenfroher Art durchforscht Götze das Wirken der großen Geister und lässt diese in einem Klassentreffen der besonderen Art aufmarschieren. Da begegnen sich nicht nur Goethe, Novalis und andere Heroen der Dichtkunst, sondern auch thematisch knüpft Götze mit „Naturpoesie“ und den „Melodien der Nacht“ an den Horizont zeitgenössischer Disputationen an.
Als 1806 der erste Band der von Clemens Brentano und Achim von Arnim unter dem Titel Des Knaben Wunderhorn veröffentlichten Sammlung deutscher Volksliedtexte erschienen war, lobte Goethe, der „Gott der Romantiker“, die Herausgeber. Das Buch beschreibt jene Suche nach Ursprünglichkeit, mit der sich die Romantiker vom Rationalismus der Aufklärung ab- und dem individuellen Erleben zuwendeten.
Von der Welt der „Zahlen und Figuren“ (Novalis) grenzte man sich durch eine ins Unendliche gerichtete Sehnsucht und das Streben nach einem harmonischen Ganzen ab. Ausgelöst durch die Berufung von Johann Gottlieb Fichte an die Jenaer Universität traf nach 1784 ein Kreis von jungen Dichtern, Literaturkritikern, Philosophen und Naturwissenschaftlern aufeinander, der Jena zu einem Knotenpunkt der Frühromantik werden ließ und die Stadt zumindest zeitweise in den Rang einer „Gelehrtenrepublik“ erhoben. In engem Kontakt mit Novalis, Hölderlin und anderen wurde die „Blaue Blume“ zum zentralen Symbol einer Bewegung, die mit dem Jenaer Romantikertreffen im Herbst 1799 einen Höhepunkt erlebte.
Im Zentrum der Schau verquicken sich Bild, Text und Musik zu einem Gesamtkunstwerk. Moritz Götze hat acht Bands von Schlager bis Punk mit der Vertonung verschiedener Texte aus Des Knaben Wunderhorn beauftragt. Frisch gepresst auf Vinyl, liegt die Platte nicht nur in der Ausstellung auf, sondern kann auch erworben werden. Moritz Götze erblickte das Licht der Welt zwar deutlich später als die Romantiker, der universalistische Ansatz ist jedoch auch ihm gegeben. Er malt, radiert, brennt (vor allem große) Emaillen, gestaltet Bühnenbilder, fördert Musiker, engagiert sich in der Denkmalpflege, stattet derzeit die Bernburger Schlosskirche St. Ägidien mit wandfüllenden Emaille-Kompositionen aus und lebt in Halle an der Saale.