17.04.2008 - 23.05.2008
Egon Schrick ist Zeichner. Unbeirrt, mit bewundernswerter Konsequenz und Ausdauer widmet er sich seit Jahren dieser intimsten und unmittelbarsten aller künstlerischen Ausdrucksformen.
Menschliche Figuren und Landschaften gehören bereits früh zu seinen bevorzugten Motiven. Ende der achtziger Jahre nimmt der in Berlin lebende Künstler Bezug auf historische, meist Menschen erniedrigende, Geschehnisse, wie z.B. in Ausschwitz, Ruanda, Bosnien, Sarajewo. Da sind Antlitze mit weit aufgerissenen Augen und Mündern und solche, deren melancholischer Blick den Betrachter aus dunklen Höhlen trifft. Viele Figuren rennen, scheinen vor etwas oder vor jemandem davonzulaufen. Andere wirken in sich versunken oder starren unbewegt, ohne auffällige Gemütsbewegung.
Mitte der neunziger Jahre wird die Landschaft zum bevorzugten Sujet von Egon Schrick. Diese neuen, meist großformatigen Werke, kommen ohne nähere Bezeichnung und den Bezug auf konkrete Orte aus. Es sind fiktive Landschaften, die zwar aufgrund der dargestellten Szenerie, Erinnerungen evozieren oder sogar wirklichen Landschaften gleichen können. Die jedoch außerhalb der Zeichnungen nicht existieren und allein Ergebnisse künstlerischer Erfindungsgabe sind.
Die Landschaften von Schrick's sind Orte eines unheilvollen Geschehens. Es sind Landschaften, die den Blick freigeben auf die Überreste eines Infernos, das bereits stattgefunden hat.
Die nachhaltige Wirkung seiner Werke hängt sicherlich mit seiner Zeichnungsweise zusammen. Mit seiner Methode, zu sehen, zu erinnern, das Sichtbare zu verwandeln. Weit davon entfernt, bloß oberflächlich zu reizen oder allein durch ihre zeichnerische Verve zu wirken, hören die Werke nicht auf, uns zu beschäftigen, auch noch nach dem überraschenden ersten Anblick, der bis zu einem gewissen Grad, stets Betroffenheit auszulösen vermag.