Der aus Japan stammende Künstler Takakazu Takeuchi präsentiert im Kunstverein Bochum unter dem Titel Surface Reflections neue Fotoarbeiten, die wie bereits einige vorangehende Bilderserien die schimmernden Oberflächen von Seifenblasen zeigen. Vor schwarzem Hintergrund zentral ins Format gesetzt erweisen sie sich als fragile „Bildträger“, die für die kurze Spanne zwischen Entstehen und Vergehen die umgebende Wirklichkeit einfangen. Die Welt erscheint zurückgeworfen auf jene schlierenhaften Spiegelungen, die auf der Außenhaut dieser kurzlebigen Kugelformen sichtbar werden. Takeuchi begreift die Seifenblasen als skulpturale Objekte, denen das Medium der Fotografie Dauer verleiht. Dieser Ansatz der Fotoarbeiten findet seine konsequente Fortsetzung in drei verspiegelten Glasobjekten, die in der Mitte des Raumes auf Sockeln präsentiert sind.
Zum Motiv des Spiegels zitierte Hans Günter Golinski in seiner Eröffnungsrede den chinesischen Mystiker, Dichter und Philosophen Dschuang Dsi: "Der Spiegel bleibt, wie er ist , leer in sich. Aber welch eine Spiegelung! Und was ist es, was in ihr sich spiegelt? Da ist die Erde und der Himmel; da ragen die Berge und strömen die Wasser; da grünt das Gras und sprossen die Bäume. Und im Frühjahr gehen hundertfach die bunten Blumen auf. Ist in alledem eine Absicht, ein Sinn, den man ersinnen könnte? Ist nicht alles dieses eben einfach da? Doch nur der reine Spiegel, der in sich selber leer ist. Nur wer die Nichtigkeit der Welt und seiner selbst erkannt hat, sieht in ihr auch die ewige Zier. ... Der höchste Mensch gebraucht sein Herz wie einen Spiegel. er geht den Dingen nicht nach und geht ihnen nicht entgegen, er spiegelt sie wider, aber er hält sie nicht fest.“ (Dschuang Dsi: Das wahre Buch vom südlichen Blütenland (übers. von Richard Wilhelm), Düsseldorf/Köln 1969)