Kunst und Kommerz stehen in einem notorisch problematischen Verhältnis zueinander. Ein Blick in die Feuilletons beweist, dass Kunst nur dann verstärktes mediales Interesse erfährt, wenn sie durch Preisrekorde auf sich aufmerksam macht. Dagegen findet eine breitenwirksame Auseinandersetzung mit ihren aktuellen Formen, Themen und Anliegen kaum, eine sachkundige Diskussion ihrer derzeitigen ästhetischen Dimension oder gesellschaftlichen Rolle überhaupt nicht statt. Kunst scheint nur dann Nachrichtenwert zu besitzen, wenn sie sich teuer verkauft.
Umgekehrt wird gegenüber einer Kunst, die sich zu gut verkauft, allzu gerne der pauschale Vorwurf laut ‚kommerziell’ zu sein oder – im schlimmsten Fall – gar ‚auszuverkaufen’. Kunst, die einen dezidiert politischen oder kritischen Anspruch verfolgt, schlägt bei gleichzeitigem ökonomischen Erfolg seitens der Kritik und nichtkommerzieller Institutionen allergrößtes Misstrauen entgegen. Marktgängigkeit und kritisches Potenzial schließen sich offenbar also von vorneherein aus. Die Ausstellung „Das Beste vom Besten“ will an diesen verhärteten Fronten rütteln und macht sich das, vielleicht unauflösbare, Spannungsverhältnis zwischen der wahren Kunst und der Kunst als Ware zum Thema.
Im historischen Rückblick wird nämlich deutlich, dass sich die Kunst paradoxerweise erst zu Markte tragen und verkaufen musste, um zu der Kunst zu werden, wie wir sie heute kennen. Ihre Autonomie ist also teuer erkauft: Die Kunst musste zuerst Ware werden und sich darüberhinaus ihren eigenen Markt produzieren, um sich ihre – selbstverständlich immer nur relative – Unabhängigkeit gegenüber ihrer höfischen und kirchlichen Auftraggeber herzustellen.
Dieses riskante Geschäft dürfte sich freilich gelohnt haben. Bis heute profitiert die Kunst von diesem Spannungsverhältnis. So haben sich gerade diejenigen künstlerischen Praktiken, die als explizit kritisch gelten, häufig in produktiver Wechselwirkung mit dem Kunstmarkt und nicht in Opposition zu ihm formiert, wie es die Geschichte der Conceptual Art belegt. An ihrem Beispiel wird das Ineinandergreifen ästhetischer, ökonomischer und institutioneller Interessen im Zuge ihrer Etablierung als künstlerisches Genre besonders gut sichtbar. Nebenbei bemerkt, wurden maßgebliche Kapitel dieser Geschichte in den Rheinlanden geschrieben und sind deutlich von der Risikobereitschaft rheinischer Kunsthändler geprägt.
Aktuell scheint sich die Kluft zwischen dem, was auf Auktionsmärkten spekulativ als das Beste vom Besten gehandelt wird, und jener kunstbetrieblichen Wirklichkeit, wie sie das überwältigende Gros der daran Beteiligten erlebt, nochmals zu verbreitern. Umso dringender ist danach zu fragen, was den Wert der Kunst eigentlich ausmacht, der sich eben doch nicht nur in Preisen sondern auch in ihrer Bedeutung bemisst. Dabei hat eine Generation jüngerer KünstlerInnen in ihrer künstlerischen Praxis längst die verschiedenen und oft geradezu in Widerspruch zueinander stehenden Ansprüche und Wertzuschreibungen an die Kunst zum Thema gemacht. Zu recht. Denn diese gilt es in ihrer Unterschiedlichkeit vielleicht sogar noch zu verschärfen – statt uns immer nur mit dem ewig Besten der Rankings und Rekordpreise abspeisen zu lassen.