21.07.2007 - 30.09.2007
Die Gruppenausstellung „Kapitaler Glanz“ kreist um die umfassende Ästhetisierung unserer Lebenswelten und deren Ambivalenzen. Dabei geht es zum einen um die Verwandlung ganzer Städte zum umfassenden Werbeträger, zum anderen um die künstlerische Auseinandersetzung mit solchen Glamour versprechenden Konzepten, die weder affirmativ noch auf eine einfache Kritik der Warenästhetik angelegt sind.
Der oft konzeptuelle Charakter der Werke destilliert vielmehr die visuellen Potentiale dieser angewandten Ästhetik aus den Werbe- und Vermarktungsstrategien und macht sie auf abstrakter Ebene einer Neubesetzung zugänglich.
So untersucht der österreichische Künstler Andreas Fogarasi die Kulturalisierung von Ökonomie und die gesellschaftliche Funktionalisierung von Kunst als Marke und Standortfaktor. „Kultur“ und „Freizeit“ bilden dabei keine Antagonismen, sondern sind gleichermaßen Prädikate erfolgreichen City Marketings. Fogarasis skultpurale Objekte greifen den appellativen Charakter solcher Strategien auf, formulieren jedoch offene Bezugssysteme, die dem Betrachter Entscheidungsfreiheit zubilligen.
Eine vor der Fensterfront im Foyer platzierte Holzkonstruktion bietet sich als Aussichtsplattform an, auch wenn der durch sie ermöglichte Blick nicht unbedingt spektakulär ist.
Als benutzbares Objekt verweist sie vor allem auf die unterschiedlichen Kontextualisierungen, die diese Plattform erfahren kann: sie kann Kunstwerk sein oder Blicke auf vermeintlich Sehenswürdiges inszenieren. Drei Aluminiumplatten mit den eingefrästen Schriftzügen von Innsbruck, Tirol und Österreich stehen wie abstrakte Logos im Raum. Ihren historischen Bezug bildet eine fotografische Serie von Brückenpfeilern, in die das aus dem 18. Jahrhundert stammende Stadtlogo von Bordeaux, drei ineinander greifende Halbmonde, eingeprägt ist.
„Branding“ erscheint hier als Projekt der Aufklärung, das sich der Architektur direkt eingeschrieben hat, während die Suche nach eindeutiger Lesbarkeit, welche die österreichischen Wortmarken prägt, der Moderne zuzuordnen ist.
Der aus Kroatien stammende David Maljkovic wiederum zeigt in seinem Video „These Days“ aus dem Jahr 2005 den italienischen Pavillon der ehemaligen Messe in Zagreb, in dem früher bedeutende Autosalons stattgefunden haben. Jetzt bildet der futuristische Bau die Kulisse für junge Männer und Frauen, die in ihren Autos sitzen und Sätze austauschen, die aus einem „Easy English“ Lehrbuch stammen. Die englische Sprache bildet scheinbar den Zugang zum glamourösen Westen, wenngleich die Vorbereitung auf ein „besseres Leben“ im Westen stets aufgeschoben wird. Begleitend zu dem Film hat Maljkovic eine Reihe von Collagen geschaffen, die Fotos aus der Blütezeit der Messe verfremden und gleichzeitig an die mit dieser ambitionierten Architektur verbundenen Versprechen erinnern.
Bernhard Kahrmanns Videoarbeiten erzeugen mit ihren ungegenständlichen Bildern diffuse Atmosphären, die aus minimalistisch choreografierten Loops bestehen.
Ohne Sound, in Schwarzweiß auf Monitoren präsentiert, faszinieren die Videos durch ihre suggestiven Licht- und Bewegungsverläufe, die bekannt und fremd zugleich erscheinen. Bilder formieren sich nicht zu Geschichten, sondern werden als Zustand und Empfindung erfahren. Abstrakte Formen und reflektierendes Licht gehen eine Symbiose ein, die diffus an glamouröse Rauminszenierungen denken lässt, ohne konkrete Vergleichsmomente zu liefern.
Die aus Dänemark stammende Pernille Kapper Williams wiederum beschäftigt sich in ihren Arbeiten mit der Oberfläche der Dinge, der suggestiven Kraft von Namen und den Verführungsstrategien der Ökonomie.
So stehen die Namen von Parfums in ihrer ambivalenten emotionalen Besetzung – Envy, Obsession, Mania – in originaler Typographie auf einer Wand, während ein mit schwarzem Hochglanzlack gestrichener Sockel zum fiktiven Flakon gerät, Träger edler Substanzen und Rahmenwerk der Kunst zugleich. Gerahmte Einkaufstüten mit Stoffmustern (goldene Polka Dots, Brokatstickerei) suggerieren eine Wertigkeit, die den in solchen Tüten verpackten Waren – die Tüten werden meist in Billigläden verwendet – diametral entgegensteht.
Die frei gestellten Fragmente unserer konsumistisch angelegten Umgebung werden in WilliamsÂ’ Arbeiten zu auf sich selbst verweisenden Bedeutungsträgern, die sich als Projektionsfläche anbieten, ohne die ihnen eingeschriebenen Ambivalenzen zu verlieren.