“Als ‚Form-Krieg‘ dreht der K sich nicht nur um die politischen Formen (...). Die Form-Kämpfe sind zugleich Kämpfe um Sinn; sie erfüllen Kultur und Sprache mit lebendigem Widerstand (....). Das Zeichen wird zur Arena des K.” (Colin Barker zu Valentin Voloshinov)
In Wörterbucheinträgen wird das besprochene Wort nach seiner ersten Nennung durch seine Initiale repräsentiert: Klasse, Klassenkampf, Klassenwiderspruch werden, ebenso wie Krise, Katastrophe oder Kolonialismus, zu K. Unser K steht für Klassensprachen und damit für die Frage nach der Versprachlichung, Übersetzung und Einschreibung jener politischen und sozialen Konflikte, die unsere Gegenwart aktuell bestimmen. Anstatt Kunst als Modell einer besseren Politik auszugeben, wollen wir sie auf die Signaturen, die Marker und Formen derjenigen zutiefst antagonistischen Verhältnisse überprüfen, deren materieller Teil sie ist: Es geht uns um Kunst als Klassensprache ebenso wie um Klassensprachen in der Kunst; um die Handlungsräume von Kunst ebenso wie um ihre Grenzen und Beschränkungen künstlerisch, kuratorisch, im Schreiben und in der Debatte. Klassensprachen zeigt weder rein ästhetische Visualisierungsformen des Sprachlichen noch politische Versuche, Kunst als klassenübergreifendes Kommunikationsmedium zu verstehen.
Die Ausstellung stellt vielmehr ein Panorama gegenwärtiger Positionen vor, in denen die miteinander geteilten und uns voneinander trennenden (Klassen-)Sprachen als Form einer künstlerischen Praxis greifbar und verhandelbar werden. Sei es in der narrativen oder poetischen Logik einer Skulptur, in der affektiven Oberfläche, in die eine Malerei das Sprachliche einbettet, in der alltäglichen Gesprächsform von Videos, Popsongs und Interviews, oder in politischen und ökonomischen Rhetoriken, die in Performances Einzug halten. Ausgehend von Kunst als Klassensprache untersuchen wir die Klassensprachen, die aus der Kunst sprechen: nostalgische, gegenwärtige, zukünftige, exklusive oder inklusive. In der Konfrontation mit / von Klassensprachen in der Gegenwartskunst wollen wir in den Formaten von Ausstellung, Magazin und Debatte untersuchen, wie diese geöffnet werden könnten: weniger in Richtung theoretischer Begriffsbestimmungen oder kuratorischer Klassifizierungen als in der gemeinsamen Entwicklung eines praktischen Wissens, einer Handlungsfähigkeit innerhalb und außerhalb der Kunst.
Klassensprachen im Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen ist die zweite Station eines langfristig angelegten Arbeitszusammenhangs. Seinen Auftakt bildete ein vom Hauptstadtkulturfonds gefördertes Ausstellungs- und Debattenprogramm bei District Berlin sowie die Ausgabe Null einer gemeinsamen Zeitschrift im Sommer 2017. In Anknüpfung daran präsentiert der Kunstverein eine Erweiterung des Projektes mit Vorträgen, Workshops und Performances, um die in Berlin initiierten Diskussionen in Düsseldorf fortzusetzen.
Kai Althoff / Isa Genzken, Gerry Bibby, Cana Bilir-Meier, CAConrad, Michaela Eichwald, Frank Engster, Fehras Publishing Practices, Sarah M. Harrison, Danny Hayward, Ann Hirsch, Karl Holmqvist, Infofiction, Stephan Janitzky, Jutta Koether, Justin Lieberman, Hanne Lippard, Thomas Locher, Karolin Meunier, Johannes Paul Raether, Aykan Safoğlu, spot the silence, Josef Strau, Hans Stützer, Linda Stupart, Ryan Trecartin, Marina Vishmidt, Peter Wächtler, Ian White, Tanja Widmann