Kunstverein in Hamburg, Foto: Fred Dott
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Kunstverein in Hamburg

Kunstverein in Hamburg, Foto: Fred Dott
Kunstverein in Hamburg, Foto: Fred Dott
Kunstverein in Hamburg, Foto: Fred Dott
Kunstverein in Hamburg, Foto: Fred Dott

Klosterwall 23
20095 Hamburg
Tel.: 040 33 83 44
Homepage

Öffnungszeiten:

Di-So 11.00-18.00 Uhr
Do 11.00-21.00 Uhr

Kiki Kogelnik: I have seen the future

15.09.2012 - 30.12.2012

Mit der Soloschau im Obergeschoss des Kunstverein Hamburg wird das Werk der österreichischen Künstlerin Kiki Kogelnik (1935-1997) erstmals umfassend in Deutschland gewürdigt. Mit dieser Ausstellung setzt der Kunstverein seine Auseinandersetzung mit Positionen feministischer Kunst im zeitlichen wie künstlerischen Umfeld der Pop Art fort, die 2011 mit einer Einzelausstellung von Evelyne Axell (1935-1972) ihren Anfang nahm. Als Institution für zeitgenössische Kunst ist es nicht nur die Aufgabe des Kunstvereins junge Kunst zu zeigen, sondern auch die aktuelle Kunstproduktion historisch zu kontextualisieren. Besonders in den Fällen, in denen eine aus unserer Perspektive bedeutsame Position lange Zeit von der kunstgeschichtlich wie ausstellungspraktischen Rezeption nicht oder nur wenig beachtet wurde. Insofern ist die wachsende Aufmerksamkeit für weibliche Positionen ein wichtiges Feld im Ausstellungsbereich, das die Kunstproduktion der 1960er bis 1980er Jahre aus heutiger Perspektive einer Neubewertung unterzieht und blinde Flecken aufzuarbeiten sucht. Besonders, da sich ihre Werke einer Festschreibung in bekannten Kategorien vielfach entziehen – wofür das Werk Kiki Kogelniks ein herausragendes Beispiel darstellt.
Der Großteil der in der Ausstellung versammelten fast 90 Arbeiten lässt sich den "Pop Related Works" zuordnen, wodurch sich die Ausstellung mit den 1960er Jahren zeitlich auf eine relativ kurze aber intensive Schaffensphase von Kiki Kogelnik konzentriert. Diese auf Leinwand oder Papier entstandenen Bildwelten sind stark von der Pop Art beeinflusst, jedoch entwickelte sie ihre eigene Themen- und Bildsprache, die sie über weitere dreißig Jahre verfolgte und in unterschiedlichen Medien zur Ausführung brachte. Kogelniks Umzug nach New York Anfang der 1960er Jahre, ihre Bekanntschaft mit zahlreichen Pop Art Künstlern und die gesellschaftspolitischen Auseinandersetzungen der damaligen Zeit bilden den Hintergrund ihres künstlerischen Schaffens. Die Fokussierung auf diese Zeitspanne ordnet die unterschiedlichen Strömungen in ihrem Werk und zeigt zentrale Stilmerkmale und prägende künstlerische Ausdrucksformen.
"I’m not involved with Coca Cola … I’m involved in the technical beauty of rockets, people flying in space and people becoming robots. When you come here from Europe it is so fascinating … like a dream of our time. The new ideas are here, the materials are here, why not use them?" Dieses Zitat von Kogelnik benennt viele ihrer wiederkehrenden Motive: Raketen, Planeten, Bomben, Maschinen Raumschiffe oder Roboter. Sie war fasziniert von dem technischen Fortschritt und den Verheißungen der Raumfahrt, jedoch nicht ohne die politisch-militärischen Aspekte außer Acht zu lassen. In ihrer Skulptur "Bombs in Love" (1962) – zwei mit einer Kette und einem Herz verbundene und bemalte Bomben – manifestiert sich das Wettrüsten im Kalten Krieg, das sog. "Gleichgewicht des Schreckens".
Aber nicht nur die Themen der Zeit, sondern auch die Materialien der amerikanischen Konsumwelt finden Eingang in ihre Arbeiten. Schnell ersetzt sie den gestischen Ausdruck der Malerei durch die Formel "Kunst kommt von künstlich". Sie verwendet grelle, leuchtende Neon-Farben; ihre Motive finden sich häufig auf farbigen Rasterpunkten in Anlehnung an das in der Pop Art genutzte Ben-Day-Verfahren; der Farbauftrag ist sehr homogen, was z.B. durch den Einsatz von Spraydosen erreicht wird und häufig greift sie auf Vinyl- oder andere Kunststofffolien zurück. Ihre Leinwandarbeiten verwandeln sich immer mehr in Assemblagen, die über den Bildrand hinausragen und unterschiedliche Materialien kombinieren.
Die im wahrsten Sinne vielschichtigen Arbeiten spielen mit ihrer Oberflächenästhetik, die durch farbige, silberne oder spiegelnden Folien erzeugt wird. Die Entscheidung, die Arbeiten im Ausstellungsraum auf Spiegelfolie zu präsentieren, findet deshalb auch ihre Entsprechung in den Arbeiten selbst.
Auch menschliche Körperteile wie Arme, Beine und Hände (die Hand mit Armbanduhr steht stellvertretend für die Künstlerin selbst) tauchen immer wieder in den Arbeiten von Kogelnik auf. Sie sind in Bewegung und scheinen im luftleeren Raum zu schweben. Die menschliche Gestalt überträgt sie durch Schablonen in ihrer Bilder. Freunde und Bekannte mussten sich dafür auf Papierbahnen auf den Boden ihres Ateliers legen. Sie malte ihre Umrisse nach und erstellt daraus Schablonen. Die Technik der "Cut outs" hat sie Ende der 1960er Jahre weiterentwickelt und zu Skulpturen transformiert. Bei den "Hangings" werden die Körperumrisse nun auf farbige Vinylfolie übertragen, ausgeschnitten und über Kleiderbügel oder -stangen gehängt, die dadurch den Eindruck abgezogener Häute erwecken.

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