Norbert Schwontkowski (*1949, in Bremen und Berlin) sucht in seine Zeichnungen und Malereien nicht den Weg der abstrakten Anschauung, sondern lässt aus dem geschaffenen Bildfundament Objekte und Figuren heraustreten. Er erweist sich auf jeder noch so kleinen Leinwand als großer Erzähler. Es geht um die Schwächen und den Übermut der Menschen, um Unzulänglichkeit und gelähmtes Dasein, aber oft auch um kleine Momente der Bewegung und des Glücks. Schwontkowskis Arbeiten führen die Durchlässigkeit der Grenzen zwischen Fantasie und Wirklichkeit, zwischen Vergangenem und Gegenwärtigem vor. Dabei spielen Raum und Zeit eine wichtige Rolle – es kommt zu einer Vermischung von Erinnerungen und Wahrnehmungen. Der Betrachter wird aufgefordert, seine eigenen Erfahrungen und Erinnerungen zu aktivieren: Der Künstler möchte mit seinen Bildern Auslöser eines "inneren Kinos" sein. Nur durch persönliche Bezüge kann der Unschärfe und Mehrdeutigkeit, mit der Schwontkowski seine Bilder formuliert, begegnet werden. Neben Ölfarbe und Pigmenten fügt Schwontkowski seinen Bildern oft Metalloxyde zu, was zu unvorhersehbaren Veränderungen der Farbe führen kann. In einer Nass-in-Nass Technik werden zunächst viele Farbschichten übereinander gelagert und so eine Art horizontales Fundament geschaffen. Die Verwendung von Metalloxyden ähnelt hinsichtlich der Lichtempfindlichkeit Verfahren aus Fotografie und Film. Ein Teil des Malvorgangs wird der nicht kontrollierbaren Chemie überlassen; Schwontkowski setzt ihre willkürlichen überraschenden Effekte bewusst ein. Es entstehen mal pastose, mal fließende, häufig schimmernde Farbflächen und -flecken, die gleichzeitig Leichtigkeit und Schwere erzeugen. Schwontkowski schafft bedrückende oder ironische Erzählungen über die menschliche Existenz, deren Qualität vor allem durch die Eindrücke und Empfindungen entsteht, die sie im Betrachter auslösen.