Matthäus Thoma baut aus „armen“ Materialien komplexe Gebilde, die den Raum durchdringen und sich ihm gleichzeitig öffnen.
Man assoziiert spontan das Oberflächennetz von Computergrafiken, doch holt der Künstler den Betrachter unversehens in die Realität zurück durch die physische Präsenz des harten, splitternden, genagelten und verschraubten Werkstoffes, der zu kraftgeladenen Formationen aufgetürmt ist. Durch die Strukturen scheinen gewaltige Energien zu strömen, die Thoma in eine Form presst, welche jederzeit wieder bersten kann.
Das plastische Bannen von Bewegungen vermittelt den Eindruck spontaner Hervorbringung. Tatsächlich fußen Matthäus Thomas großformatige Skulpturen auf durchdachter Kalkulation, Zeichnungen und kleineren Modellen, die er jedoch als eigenständige Arbeiten versteht. Er befindet sich dabei an einer Nahtstelle zur Architektur, deren konstruktive Prinzipien teilweise aufscheinen, wenngleich er dem Statischen und Festgemauerten dieser Kunstgattung das Transitive, Spielerische und Provisorische entgegenstellt. (Marc Wellmann)