Innerhalb der Ausstellung Weltsicht und Wissen um 1600 gibt das Kupferstich-Kabinett im Studiolo Einblick in seine unerschöpflichen Bestände. Dem breiten Sammlungsspektrum entsprechend werden hier Werke vom Mittelalter bis in die Gegenwart für eine begrenzte Zeit präsentiert. Den Auftakt bildet eine außergewöhnliche Serie von Kupferstichen – die Nova Reperta. Darin stellte der flämische Maler und Zeichner Jan van der Straet (1523–1605) neunzehn nachantike Erfindungen vor, die ihm für die eigene Epoche besonders bedeutsam erschienen. Brillen, Steigbügel und Seidenraupenzucht zählen ebenso dazu wie Buchdruck, Kupferstich und Uhrmacherkunst. Auch der Entdeckung Amerikas, mit der sich die Grenzen der bekannten Welt erweiterten, ist ein Bild gewidmet.
Bemerkenswert ist die Serie nicht nur wegen ihrer seinerzeit beispiellosen Thematik. Sie ist auch ein Zeugnis des Kulturtransfers zwischen den Niederlanden und Italien, denn sie verbindet mit ihrer naturalistischen Wirklichkeitsdarstellung die flämische Schule mit dem humanistischen Gedankengut Italiens. Der in Antwerpen ausgebildete Jan van der Straet war von 1550 bis an sein Lebensende dort tätig, zunächst als Freskenmaler im Vatikanpalast in Rom und später für die Medici in Florenz.
Die detailfreudigen Kompositionen ließ Philips Galle in Antwerpen in den Kupferstich übertragen und veröffentlichte sie erstmals um 1591. Zwischen 1612 und 1636 folgten eine zweite und dritte Auflage, da sich die Nova Reperta rasch international großer Beliebtheit erfreute.