23.03.2012 - 03.06.2012
Unter dem französischen Begriff "trompe l'oeil" versteht man in der Kunstgeschichte eine "Augentäuschung": Ein Gegenstand wird malerisch derart ins Bild gesetzt, dass er der Realität verblüffend ähnelt. Als Erfinder dieser Kunst gilt der antike Maler Apelles, der Beeren so naturalistisch zu malen vermocht haben soll, das Vögel nach ihnen pickten. Nicht nur in der bildenden Kunst aller Epochen, selbst im Kunstgewerbe treffen wir hin und wieder auf dergleichen Kabinettstücke.
Auch der Keramiker Martin Mc William gehört in gewisser Weise in die Reihe der Trompe l'oeil-Künstler. Ein Schwerpunkt seines Schaffens besteht in keramischen Werken, die auf größere Entfernung zwar gewöhnliche Gefäße aus schamottiertem Steinzeug zu sein scheinen, in Wahrheit jedoch flache, beinahe schon zweidimensionale Abbildungen derartiger Gebrauchsgegenstände sind. Warum tut er dies? Der gelernte Töpfer mit Berufsausbildung in England, Tätigkeit in japanischen und deutschen Werkstätten, ließ sich 1991 in Sandhatten bei Oldenburg nieder. Dort begann seine eigentlich künstlerische Tätigkeit, "das seltsame Abenteuer der Abweichung von dem einfachen Ding, das ein Gefäß ist" (Walter H. Lokau). McWilliam suchte eine zeitgemäße Antwort auf die Frage: Was macht eigentlich das Wesen eines Gefäßes aus? So kam er zur Darstellung von Gefäßen, die jedoch keine Nachahmung im fremden Medium sind (worin die Attraktion des klassischen trompe l'oeils besteht), sondern die Stofflichkeit des behandelten Gegenstandes durchweg beibehalten. Mc William philosophiert auf diese Weise über keramische Grundformen und Oberflächenstrukturen, ohne dabei den Boden seines Handwerks zu verlassen und zum Theoretiker zu werden. "After all I am still a potter", sagt er bescheiden.
Zehn Jahre nach Martin McWilliams erster vielbeachteten Einzelausstellung im Landesmuseum ("virtual jars and bowls") zeigt das Landesmuseum zahlreiche Werke der vergangenen Dekade. Dabei werden neben der Bandbreite seines künstlerischen Schaffens insbesondere auch die Innovationen seines "Lebensthemas" offenbar.