24.05.2009 - 09.08.2009
Im Mittelpunkt dieser Ausstellung stehen Arbeiten mit der Urform aller Kameras, der Camera obscura. Bereits Aristoteles beschrieb das bildgebende Verfahren der Lichtstrahlen durch ein kleines Loch in einem dunklen Raum.
Aufnahmen aus der Lochkamera bestechen durch die Magie einer transzendent wirkenden gleichmäßigen (Un)Schärfe über die gesamte Bildfläche, hervorgerufen durch die direkte Einwirkung der Lichtstrahlen bei sehr großem Bildwinkel. Diese elementare Malerei durch Licht wird weder durch optische Elemente manipuliert, noch - wie bei der Digitalkamera - durch die Kunst von Programmierern vorgegeben. Durch das Fehlen jeglicher Bildkontrolle vor der Aufnahme entsteht keine Abbildung einer vermeintlichen Realität, sondern im günstigen Fall ein Bild, das den Fotografen für seine Geduld, Offenheit und Sensibilität im Umgang mit dem Zufall belohnt.
Über das Bild entscheidet nicht der "richtige Moment" als Ausschnitt aus der Zeit sondern die Summe von Momenten einer langen Belichtungszeit, Minuten oder auch Stunden, die auf das Abbilden der Wirklichkeit einwirkt und visionäre Bilder hervorruft. Flüchtiges hat keinen Bestand im Bild, Beständiges wirkt durch das Spiel von gleichzeitiger Schärfe und Unschärfe mystisch und geheimnisvoll.
Die Bandbreite der Möglichkeiten im kreativen Umgang mit der Camera obscura spiegeln aktuelle Positionen von Künstlerinnen und Künstlern wie Thomas Bachler, Günther Derleth, Ingo Günther, Volkmar Herre und Katia Liebmann wieder.
Das Turmzimmer im Schloss als begehbare Camera obscura lädt Ausstellungsbesucher darüber hinaus zu einer eigenen, aktiven Erfahrung mit der "dunklen Kammer" ein.
Die museumspädagogische Begleitausstellung im Erdgeschoss des Schlosses erweitert die Vielfalt im Umgang mit der Lochkamera durch die Präsentation ästhetischer Experimente von Schülerinnen und Schülern sowie von Studierenden der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg.
Der Verein "Lebendiges Museum e.V." begleitet die Ausstellung mit einem Workshop am 27./28. Juni 2009 unter Leitung von Ingo Günther und dem Vortrag "Das schwarze Loch der Avantgarde – die Camera Obscura als Instrument künstlerischer Praxis" von Prof. Dr. Rolf Sachsse (Saarbrücken) am 18. Juni 2009.