02.03.2012 - 03.06.2012
Carlfriedrich Claus (1930–1998) war als Künstler und Philosoph ein Grenzgänger. Sein Werk entfaltet sich zwischen Poesie, Zeichnung, Grafik und Akustischem in Sprache und Ton. Arbeit verstand er als unermüdliches Experiment und erforschte die Medien in ihren inneren Zusammenhängen, ihrer Herkunft und anthropologischen Bedeutung. In linearem Duktus zeichnete Claus seine "Sprachblätter", die sowohl Bild als auch Text sind und auf unterschiedliche Quellen Bezug nehmen: Neben der jüdischen Mystik, Naturwissenschaft und Kybernetik reagierte der Künstler oft auch auf zeitbezogene Ereignisse. Seine geschichts-philosophischen Überlegungen orientierten sich an nach Ganzheitlichkeit strebenden Weltmodellen zwischen Paracelsus, Marx und Ernst Bloch. Aus seiner utopisch-kommunistischen Grundhaltung hat Carlfriedrich Claus nie einen Hehl gemacht. Es ging ihm um die Überwindung des "Entfremdetseins" durch die "Naturalisierung des Menschen und die Humanisierung der Natur". Lange Zeit war Claus in der DDR künstlerisch isoliert und politisch verdächtig. Er lebte einsiedlerisch in Annaberg, ab 1993 in Chemnitz. Und doch war seine Werkstatt seit den 1950er Jahren ein Gravitationszentrum europäischer intellektueller Kräfte.
Die Ausstellung im Leonhardi-Museum Dresden, die in Kooperation mit der Akademie der Künste Berlin und mit dem Carlfriedrich-Claus-Archiv der Kunstsammlungen Chemnitz entstand, zeigt gezeichnete Sprachblätter und das druckgraphische Hauptwerk "Aurora" sowie die frühen Fotografien des Künstlers.