Original deutsche Haikus ins Japanische übersetzt, Textzeilen ganz ohne den Buchstaben R, statt dessen hie und da an unpassender Stelle ein L, der Name des berühmten Sumoringers Musashimaru auf einer Zigarrenkiste, die wiederum einen Nashornkäfer beinhaltet – lauter Merkwürdigkeiten, die vor allem ihrer Gegensätzlichkeit von Form und Inhalt wegen ins Auge springen. In jedem Fall steht ein Objekt der Künstlerin Veronika Schäpers dahinter.
Ihre Arbeiten lassen sich zwar unter dem Begriff des Künstlerbuches zusammenfassen, sind damit aber bei aller Weitläufigkeit des Begriffs noch lange nicht charakterisiert. Mit der Übersiedlung nach Japan 1997 setzt für Schäpers die konzentrierte Auseinandersetzung mit diesem Medium ein. Von Anbeginn zeigen sich ihre Arbeiten in ihrer gesamten Auffassung von japanischer Kultur und Ästhetik geprägt. Zum Einsatz kommen traditionelle wie moderne Materialien, handgeschöpftes Papier, Vinyl, Polyurethanfolien, Gummi. Es sind solche, die gezielt in Spezialgeschäften erworben und solche, die durch Zufall aufgefunden wurden.
Für das Künstlerbuch von Veronika Schäpers bedeutet das die Auflösung von Gegensätzen durch Material und Verarbeitung, die Verflechtung europäischer und japanischer Sichtweisen, wodurch im Spezifischen auch das Allgemeingültige aufscheint. In der Zusammenführung von japanischen Papieren, zeitgenössischen Texten und allgemeinen Fragestellungen überkreuzen sich auch ästhetische Erfahrungen, in der das Widerständige als Harmonie erfahrbar wird und in einem Japonismus ganz eigener Art resultiert.
Veronika Schäpers, geb. 1969 in Cosfeld (Westfalen) studierte im Fachgebiet Malerei/Buch an der Hochschule für Kunst und Design Burg Giebichenstein, Halle/Saale. Die Wahlberlinerin erhielt diverse Stipendien und Preise für ihre Arbeiten und war von 1998 bis 2012 als freischaffende Künstlerin in Tokio, Japan, tätig.