27.10.2011 - 04.03.2012
Der in Straßburg und Wien tätige Niederländer Niclaus Gerhaert von Leyden ist zweifellos einer der wichtigsten und einflussreichsten Künstler der Spätgotik. Das Liebieghaus widmet dem heute fast vergessenen, von den Zeitgenossen aber hoch gerühmten und verehrten Bildhauer des ausgehenden 15. Jahrhunderts eine umfassende Ausstellung. Niclaus Gerhaert wurde vor allem wegen der Lebendigkeit seiner Objekte, ihrer formalen Originalität und virtuosen Ausführung berühmt. Auch Kaiser Friedrich III. war zutiefst beeindruckt und stellte ihn in seine Dienste. Rund 60 eindrucksvolle Werke geben einen Überblick über das ÂŒuvre Gerhaerts und seine Wirkung. Neben den gesicherten Arbeiten werden auch ihm zugeschriebene und in seinem Zusammenhang diskutierte Figuren in Stein und Holz präsentiert. Überdies belegen ausgewählte Beispiele erstklassiger Skulpturen aus dem Umkreis und der Nachfolge Niclaus Gerhaerts seine nachhaltig prägende Wirkung auf spätere Generationen.
Als spektakulär dürfte die Wiedervereinigung zweier Büsten gelten, die Niclaus Gerhaert 1463 als Portalschmuck für die zerstörte Alte Kanzlei in Straßburg schuf. Die sogenannte Bärbel von Ottenheim, eines der Hauptstücke der Mittelaltersammlung des Liebieghauses, ist ein aus rotem Sandstein gemeißelter Kopf einer Sibylle, einer antiken Seherin, von deren Büste nur das Frankfurter Fragment erhalten blieb. Deren Pendant, ein bärtiger Prophet, von dem ebenfalls nur noch der Kopf existiert, befindet sich im Musée de l'ÂŒuvre Notre-Dame in Straßburg. Erstmals seit ihrer Trennung im 19. Jahrhundert werden diese beiden grandiosen Köpfe wieder zusammen zu sehen sein. Bedeutende internationale Museen wie das Metropolitan Museum of Art in New York, das Art Institute in Chicago, das Rijksmuseum in Amsterdam, das Kunsthistorische Museum in Wien oder das Musée de l'ÂŒuvre Notre-Dame in Straßburg unterstützen die Ausstellung durch hochkarätige Leihgaben.