In der Spinnerei des TextilWerks Bocholt wird die Ausstellung „Lust auf Leben!“ präsentiert.
Die Fotografien von Johannes Weber sind im münsterländischen Dorf Nottuln zwischen 1946 und 1955 aufgenommen worden und dokumentieren das Leben in der Nachkriegszeit.
In mehr als 6.000 Fotografien hielt der Amateurfotograf Johannes Weber zwischen 1946 und 1955 mit seiner Leica-Kleinbildkamera das Leben im münsterländischen Nottuln fest.
Für die Ausstellung wurden 80 aussagekräftige Fotografien der Sammlung Weber ausgewählt.
Sie erzählen von einer vergessenen Welt, die bis vor einem halben Jahrhundert in vielen Dörfern und Kleinstädten Westfalens Alltag war, und zeugen von der „Lust auf Leben!“ in der entbehrungsreichen Nachkriegszeit.
Die Fotografien werden gemeinsam mit historischen Strickmaschinen präsentiert, denn Johannes Weber war auch „Haus- und Hoffotograf“ seines Arbeitgebers, des Stumpfherstellers Gebrüder Rhode. Ursprünglich bei der Hamburger Nordwolle beschäftigt, war er im Winter 1945/46 an den Sitz seines neuen Arbeitgebers nach Nottuln gezogen.
Seine Fotografien zeigen aber auch die Entwicklung des Strumpfherstellers, des damals einzigen Industriebetriebes vor Ort, sowie die herausgehobene Position der Fabrikantenfamilie. Besonders dieser Spannungsbogen zwischen dem Alltag der Unternehmer und dem münsterländischen Dorfleben macht einen großen Reiz der Weberschen Fotografien aus.
Eine fototechnische Besonderheit der Sammlung sind stereoskopische 3D-Fotografien vom Dorfbild Nottulns, die Johannes Weber ebenfalls mit seiner Leica aufnahm.
Als versierter Amateurfotograf aus der Großstadt fotografierte er die Menschen im Dorf oft bei besonderen Anlässen: Schützenfeste, Prozessionen, Hochzeiten, Kommunion, Glockenweihe und Grundsteinlegung bilden meist den Rahmen seiner Aufnahmeserien. Eine Rarität sind vor allem seine frühen Schützenfestfotografien, die noch unter alliiertem Waffenverbot entstanden und die Schützen zunächst nur mit Holzknüppeln bewaffnet, später mit der Armbrust, zeigen.