05.09.2010 - 23.01.2011
Unter dem Titel „deconstructing africa/europe“ zeigt das Museum für Völkerkunde Hamburg vom 05.09.2010 bis zum 23.01.2011 die Arbeiten sieben junger Künstlerinnen und Künstler aus Deutschland und Tansania. Die ausgestellten Fotografien und Filme entstanden im Rahmen des gleichnamigen Projektes, das sich das Aufbrechen von Klischeebildern über die Kontinente Afrika und Europa zum Ziel gesetzt hatte. Die Nachwuchskünstler_innen hielten sich hierfür einen Monat im jeweils anderen Land auf und machten Aufnahmen von unerwarteten Aspekten und Alltagsleben jenseits der bekannten Medien- und Reisebilder. Die so zusammengetragenen Eindrücke sollen angenommene Gewissheiten über Europa bzw. Afrika verwirren und die Gemeinsamkeiten betonen.
Die Arbeiten der vier FotografInnen und drei Filmer zeigen nicht die üblichen Bilder von Hunger, Armut und Natur in Afrika und Wohlstand, Technik und Kultur auf der europäischen Seite. Stattdessen zeigen sie etwa Aufnahmen eigenständiger Moderne und Urbanität in der tansanischen Metropole Dar es Salaam und ländlicher Idylle in der deutschen Provinz. Und auch die internen Widersprüchlichkeiten in Deutschland und Tansania werden in den Filmen und Fotografien thematisiert. So werden etwa im tansanischen Filmbeitrag die unterschiedlichen Essgewohnheiten in Deutschland zwischen Fastfood und ökologischer Landwirtschaft in poetischen Bildern kontrastierend gezeigt.
Für die Kulturschaffenden war der Aufenthalt im jeweils anderen Land neben der sehr persönlichen Erfahrung ein intensiver Austausch, sowohl in menschlicher wie in künstlerischer Hinsicht. Da die meisten von Ihnen das erste Mal auf dem jeweils anderen Kontinent waren, zeigt sich in ihren Aufnahmen auch ein ganz persönlicher frischer Blick.
Die Hamburger Fotografin Jenny Jacoby sagt: „Die Arbeit im Projekt hat vor allem in unseren Köpfen viel bewegt. Ich denke, wir sind durch den Austausch alle offener, neugieriger und auch toleranter geworden.“ Und Kibai Abdalah Matunda, Fotograf und Bildhauer aus Dar es Salaam ergänzt: „Ich hätte Dar es Salaam nie aus derselben Perspektive gesehen, wie Jenny. Genau wie ich in Hamburg ganz andere Dinge spannend fand, als die deutschen Künstler.“
Zu den Intentionen des Projekts sagt Jochen Lingelbach, einer der Organisatoren: „Wir haben nicht den Anspruch, das wahre Afrika oder Europa zu zeigen. Wir wollen vielmehr deutlich machen, dass es dieses eine und wahre nicht gibt. Stattdessen sind die internen Wirklichkeiten mindestens so unterschiedlich wie der angenommene Unterschied zwischen den Kontinenten.“
Der Austausch und die Ausstellung entstanden aus einer Kooperation des deutschen InuA e.V. mit der tansanischen NGO Zion Zuri Arts and Culture Village in Zusammenarbeit mit dem Hamburger Kawaida e.V. Das Vorhaben wurde ermöglicht durch die finanzielle Unterstützung der Senatskanzlei Hamburg (im Rahmen der Städtepartnerschaft Hamburg-Dar es Salaam), der Aktion Mensch – die Gesellschafter sowie dem Evangelischen Entwicklungsdienst (eed).
Darüber hinaus wird die Ausstellung als Teil der Kooperation zwischen dem Museum für Völkerkunde Hamburg und dem Nationalmuseum Dar es Salaam ab November diesen Jahres in der tansanischen Metropole zu sehen sein