Martin-Gropius-Bau, Foto: Jansch
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Martin-Gropius-Bau

Martin-Gropius-Bau, Foto: Jansch
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Martin-Gropius-Bau, Foto: Jansch

Niederkirchnerstr. 7
10963 Berlin
Tel.: 030 254 86 0
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Öffnungszeiten:

Mi-Mo 10.00-19.00 Uhr

Angkor – Göttliches Erbe Kambodschas

05.05.2007 - 29.07.2007
Im Frühjahr 2007 wird im Martin-Gropius-Bau die Ausstellung Angkor – Göttliches Erbe Kambodschas in Berlin gezeigt. Zum ersten Mal ist die weltberühmte alte kambodschanische Kunst in einer großen Ausstellung in Berlin zu sehen. Seit ihrem Bekanntwerden in der Mitte des 19. Jahrhunderts hat sie das kunstinteressierte Publikum Europas fasziniert und in Staunen versetzt. Der Name Angkor steht seither für geheimnisvolle, ausgedehnte Tempelanlagen im Dschungel Kambodschas, die auch heute noch eine Vorstellung von ihrer einstigen Pracht geben können. Seit sich das Land in Folge der Pariser Friedensabkommen Anfang der 1990er Jahre politisch zu stabilisieren begann, wurde auch die Region von Angkor wieder für Reisende zugänglich. Die großartige Kultur des alten Khmerreiches mit ihren zwischen dem 9. und 13. Jahrhundert errichteten Bauten kehrte mehr und mehr in das Bewusstsein der Weltöffentlichkeit zurück. Doch welcher Geist steht hinter den überwältigenden Tempelanlagen, welchen Gottheiten waren sie geweiht, auf Grund welcher sozialen und ökonomischen Struktur konnten sie errichtet werden? Wie sah die Gesellschaft aus, die derartige Leistungen zu vollbringen im Stande war? Welches Selbstverständnis hatten ihre Könige? Dies sind Fragen die sich jeder stellt, der das alte Kambodscha kennen lernen möchte. Die Ausstellung bietet nicht nur die Möglichkeit, sich einen Überblick über die Vielfalt der Kunst zu verschaffen, sondern greift auch wichtigste kulturgeschichtliche Themen auf, so dass die Besucher auch eine Vorstellung vom historischen, sozialen und religiösen Kontext der Werke bekommen. Angkor war der Mittelpunkt eines Reiches, das sich zu seiner Blütezeit im Westen über den Chao Praya (heutiges Thailand) hinaus, im Osten bis zur Annamitischen Bergkette (heutiges Vietnam), im Norden bis zum Mekong-Bogen (heutiges Laos) und im Süden bis zum Kap Kamau (heutiges Vietnam) erstreckte. Die Tiefebene am Großen See (Tonle Sap), in der Angkor liegt, eignete sich gut für den Reisanbau. Hölzer und Wild sowie Gold, Edelsteine und Seide beförderten den Handel, der über Tonle Sap und Mekong auch Meereszugang hatte. Eine gut organisierte Wasserwirtschaft und ein ausgedehntes Netz von Kanälen regulierte die Bewässerung der Reisfelder. In dieser mit Naturschätzen gesegneten Umgebung entwickelte sich das Land zum damals mächtigsten Reich Südostasiens. Rund 140 Steinplastiken, Bronzefiguren und Holzskulpturen sowie Silberarbeiten und Malereien werden aus dem Nationalmuseum in Phnom Penh nach Berlin kommen. Leihgaben aus dem Indischen Museum in Berlin und dem Musée National des Arts Asiatiques Guimet in Paris ergänzen das Bild. Der zeitliche Bogen spannt sich vom 7. Jahrhundert bis in die Neuzeit, denn es ist ein Anliegen der Ausstellung zu zeigen, auf welcher kulturellen Grundlage sich Angkor entwickelte und wie sein Erbe bis heute nachwirkt. Die frühesten überlieferten und in der Ausstellung präsentierten Kunstwerke stammen aus den Prä-Angkor Reichen Funan und Zhenla im Süden und Nordosten des heutigen Kambodscha. Es handelt sich um buddhistische und brahmanische (hinduistische) Steinskulpturen, aus dem 7. und 8. Jahrhundert, die von großer Schönheit sind und eine erstaunliche künstlerische Perfektion zeigen. Sie stehen in der Tradition indischer Kunst und haben doch einen eigenen, unverkennbaren Stil. Sandsteinstelen mit Inschriften vermitteln einen Eindruck von der überragenden Bedeutung der Epigraphie für unsere Kenntnis der Zeit. Bis zum 14. Jahrhundert bleibt sie die wichtigste Informationsquelle für alle Aspekte der Khmer Kultur. Die eigentliche Angkor Epoche begann im 9. Jahrhundert mit der Verlegung des Machtzentrums nach Westen in die Nähe des Tonle Sap. Der erste Tempelberg aus Stein, umgeben von breitem Wassergraben und Umfassungsmauern, wurde als magisch-religiöses Zentrum des Reiches geweiht. Die Anlage folgte einer bis in das 13. Jahrhundert hinein verbindlichen kosmologischen Konzeption: Sie sah die Erde als ein von Gebirgsketten (Umfassungsmauern) umgebenes Viereck. Jenseits dieses Gürtels dehnen sich die mythischen Urozeane (Wassergraben) aus. In der Mitte des Vierecks bildet der Berg Meru, auf dem die Götter wohnen, die Weltachse (Tempelberg). Der Haupttempel war oft von kleineren Schreinen umgeben, in denen Götterstatuen aufgestellt wurden. Neben Architekturelementen wie reliefierten Türstürzen und Balustraden wird eine beeindruckende Anzahl von teilweise überlebensgroßen Stein- und Bronzefiguren aus diesen Tempeln in der Ausstellung zu sehen sein. Gezeigt werden brahmanische wie auch buddhistische Kultbilder. Ihre stilistischen Varianten sind äußerst vielfältig. Sie reichen von imposanter Repräsentation, eleganter Schlichtheit und mitreißender Dynamik bis zu tiefer Spiritualität. Eines der großartigsten Werke ist eine selbst in ihrem fragmentarischen Zustand noch überwältigende Bronzefigur des Gottes Vishnu. Deutlich spiegeln sich Lebensgefühl und Rollenverständnis der Auftraggeber im Stil wider. Den für die Kunst Angkors so typischen Flachreliefs am gigantischen Tempelberg Angkor Wat (erbaut zwischen 1113 und 1150), der als die großartigste Schöpfung der Khmer Architektur gilt, wird besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Als unbewegliche Kunstwerke können sie nur auszugsweise auf originalgroßen Fotofriesen und Gipsabgüssen präsentiert werden. Auf ein Ersatzmedium übertragen, vermitteln sie dennoch auf beeindruckende Weise die überbordende Phantasie und künstlerische Perfektion in der Darstellung epischer und mythischer Ereignisse. Unter der Herrschaft des mahayana-buddhistischen Königs Jayavarman VII. (1181–1220) erlebte Angkor eine letzte große Blütezeit. Seine Tempelbauten sind den buddhistischen Idealen Mitgefühl und Weisheit verpflichtet. Am deutlichsten ist dies an den Gesichtertürmen zu erkennen, die wie kein anderes architektonisches Phänomen die späte Angkor Zeit prägen. Das verinnerlichte Lächeln auf den monumentalen Gesichtern, das berühmte Lächeln Angkors, ist charakteristisch für diese Zeit. Es findet sich auch auf den herausragenden Steinskulpturen und Bronzefiguren von Buddhas und Bodhisattvas, die in der Ausstellung gezeigt werden. Einzigartig darunter ist ein Porträtkopf aus poliertem Sandstein von Jayavarman VII. selbst, eine Rarität sondergleichen, denn außer den wenigen von ihm und vermutlich seiner Frau Jayarajadevi überlieferten Porträts gibt es keine Darstellungen individueller Persönlichkeiten in Angkor. Nach dem Tod dieses bedeutenden Herrschers setzte eine Stagnation ein und im 15. Jahrhundert wurde Angkor von den Khmer Königen ganz verlassen. Sie gründeten eine neue Hauptstadt im östlichen Teil des Landes nahe dem Mekong. Die Staatsreligion war nun der Theravada-Buddhismus mit Stupa und Pagode als religiösem Zentrum. Das indische Epos Ramayana, in der Angkor-Zeit vielfach dargestellt, blieb in seiner kambodschanischen Form (Reamker) weiterhin von größter Bedeutung als Träger religiösen Wissens. Nicht mehr in Stein gemeißelt, sondern auf die Innenwände der Pagoden gemalt und immer wieder erneuert, hat es bis in das 20. Jahrhundert hinein das künstlerische Schaffen Kambodschas geprägt. Eine Folge von Szenen des Reamker, Anfang des 20. Jahrhunderts in Tempera auf Leinwand gemalt, wird diese wichtige Tradition in der Ausstellung dokumentieren. Angkor ist durch alle Jahrhunderte hindurch Bezugspunkt nationaler Identität geblieben. Sein Erbe prägt bis heute das Selbstverständnis der Kambodschaner.

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