Martin-Gropius-Bau, Foto: Jansch
KULTURpur - Wissen, wo was läuft!

Martin-Gropius-Bau

Martin-Gropius-Bau, Foto: Jansch
Martin-Gropius-Bau, Foto: Jansch
Martin-Gropius-Bau, Foto: Jansch
Martin-Gropius-Bau, Foto: Jansch

Niederkirchnerstr. 7
10963 Berlin
Tel.: 030 254 86 0
Homepage

Öffnungszeiten:

Mi-Mo 10.00-19.00 Uhr

Jewgeni Chaldej – Der bedeutende Augenblick (Eine Retrospektive)

09.05.2008 - 28.02.2008
Ab 9. Mai 2008 ist im Martin-Gropius-Bau Berlin die erste große Retrospektive des russichen Fotografen Jewgeni Chaldej zu sehen. Jewgeni Chaldej, der Robert Capa Rußlands, hat als Fotograf umfassend über den 2. Weltkrieg, den Krieg zwischen Deutschland und der Sowjetunion berichtet. Einige dieser Bilder sind weltberühmt und zu Ikonen der Fotogeschichte geworden. Chaldej ist nicht nur durch seine spektakulären Dokumentarfotografien des 2. Weltkrieges oder durch das zur Ikone gewordene Bild der inszenierten Flaggenhissung auf dem Deutschen Reichstag bekannt geworden, sondern auch durch jene Fotografien, die während der Potsdamer Konferenz und im Kontext des Nürnberger Prozesses entstanden sind. Die Retrospektive zeigt neben diesen historischen Aufnahmen bisher noch nicht veröffentliche Fotos aus dem Gesamtwerk Chaldejs sowie frühe Arbeiten aus den 30er Jahren bis hin zu seinem Spätwerk Ende der 80er Jahre. 1917 im Donezk Gebiet in der Ukraine geboren, bekam Chaldej mit 13 Jahren seine erste Kamera. 1936 wird er Fotoreporter bei der sowjetischen Nachrichtenagentur TASS. Er begleitet den Zweiten Weltkrieg mit der Kamera seit dem 22. Juni 1941, dem Tag des Überfalls der deutschen Armee auf die Sowjetunion. Er wird zum Zeugen vieler Schlachten, vom Norden bei Murmansk bis ans Schwarze Meer. Chaldej erlebte als Soldat und Fotograf den Rückzug der deutschen Truppen und dokumentiert den Vormarsch der russischen Soldaten auf Belgrad, Budapest, Wien und schließlich Berlin. Mit Unterbrechungen arbeitete er bis in die siebziger Jahre bei TASS und der „Prawda“. Er starb am 6. Oktober 1997. Ziel der Retrospektive ist es, das Gesamtwerk in repräsentativer Auswahl erstmals zugänglich zu machen. Ausgestellt werden mehr als zweihundert Originalaufnahmen. Chaldej bereiste als Fotoreporter der TASS auch die ganze Sowjetunion. Er fotografierte den Bau von Staudämmen in Sibirien, die Ölfelder von Baku und die Weizenernte in der Ukraine, wie auch die politischen Herrscher jener Zeit. Die Gesamtschau wird zeigen, wie das Werk Chaldejs auch das Spannungsverhältnis von Propaganda und Dokumentation widerspiegelt. In Essays des begleitenden Katalogs wird dieses Verhältnis kritisch untersucht. Zwischen freier Fotografie und Auftragsfotografie oszilliert das Werk Chaldejs. Die Fotografien Chaldejs sind biografisch, historisch und ästhetisch mit der deutschen Geschichte eng verbunden. Die Ausstellung hat das Ziel, einem breiten Publikum in Deutschland und der Ukraine diese Verbindung bekannt zu machen. Chaldej war Jude und immer wieder Opfer von Antisemitismus; sein Vater und drei Schwestern wurden 1941 von deutschen Soldaten ermordet. Vor diesem Hintergrund ist es bemerkenswert, dass Chaldejs Werk nicht unter Begriffen wie Propaganda oder Heroische Moderne zu subsumieren ist. Denn sein fotografischer Blick blieb stets auch auf das Leben einfacher Leute gerichtet. Alle Fotos von Jewgeni Chaldej stammen aus der Sammlung Ernst Volland und Heinz Krimmer. Gezeigt werden in Ergänzung Aufnahmen der sowjetischen Kollegen Dimitri Baltermans und Georgi Petrussow. Die Ausstellung wird anschließend in Kiew gezeigt.

KULTURpur empfehlen