21.06.2009 - 09.08.2009
Slevogts Werk wird selten mit politischen Aussagen in Verbindung gebracht. Die Schärfe seiner Zeitkritik in seinem graphischen Werk wird erstmals zum Thema einer Ausstellung gemacht.
Als Zeichner und Illustrator ließ Slevogt seiner Phantasie freieren Lauf als in der Malerei. Zwischen ersten Buchillustrationen wie „Ali Baba und die vierzig Räuber“ und den letzten zu Goethes „Reineke Fuchs“ (1928) liegen 30 Jahre, in denen sich sein Stil auch unter dem Eindruck aktueller Kunstströmungen veränderte. Ab 1904/05 schuf Slevogt großformatige, freie Radierungen, die erste Serie erschien unter dem Titel „Schwarze Szenen“. Es sind düstere, rätselhafte Darstellungen, die schwer zu deuten sind. Dem schwarz-weißen Bilderzyklus stellte er ein Selbstbildnis voran. „Meditation“ nannte er diese Radierung, in Anspielung auf die berühmte Serie der „Caprichos“ (1799) von Francisco de Goya.
Mitten im Ersten Weltkrieg – Slevogt hatte im Herbst 1914 sechs Wochen an der Front in Belgien und Frankreich verbracht – publizierte er Stein- und Zinkdrucke unter dem Titel „Gesichte“ (1917), in welchen er seine niederschmetternden Erlebnisse in ebenso phantastischen wie bedrohlichen und grausamen Visionen aufs Papier gebannt hatte. Sie zeugen von der Betroffenheit und fast depressiven, tiefen Melancholie des Künstlers.
Ab 1924 fasste er schwarze, noch einmal in Verwandtschaft zu Goya geschaffene Visionen unter dem Titel „Schatten und Träume“ zusammen (erschienen 1926). Die Motive, teils von literarischen Quellen angeregt, teils der eigenen Phantasie verdankt, greifen die soziale und politische Problematik der Weimarer Republik auf, in ihnen steht der Künstler nicht außerhalb, sondern innerhalb des Geschehens.
Die Ausstellung zeigt alle frei geschaffenen, graphischen Serien Slevogts, in denen er vor allem seiner eigenen Phantasie und vielfältigen anderen Anregungen folgte, und nicht wie sonst eine vorgegebene literarische Vorlage illustrierte. So konnte er auch zu Problemen der Gegenwart Stellung nehmen.