22.08.2010 - 21.11.2010
Die Ausstellung präsentiert mit rund 250 Einzelblättern die vier großen druckgraphischen Serien Goyas, die noch vor seinen Gemälden seinen Ruf als einen Begründer der modernen Kunst festigten. Ohne diese Werke hätte die gesamte graphische Kunst seitdem einen anderen Verlauf vernommen; viele nachgeborene Künstler, wie etwa Max Slevogt, nahmen immer wieder Bezug auf Goya – in künstlerischer und technischer Hinsicht, aber auch wegen der Vielfalt und Einprägsamkeit der Themen und Motive.
Der bereits fünzigjährige Goya veröffentlichte ab 1797 unter dem scheinbar harmlosen Titel Caprichos (Launen) Bilder vom Treiben der Menschen in der für ihn neuartigen Aquatinta-Technik und versah sie mit bissigen Kommentaren.
1808 bis 1814 entstanden die Desastres de la Guerra (Schrecken des Krieges) als Reaktion auf die politischen und gesellschaftlichen Umstände Spaniens, in denen Menschen zu Bestien mutierten – diese Radierungen gelten bis heute auch als vorweggenommene Visionen der Gräuel des 20. und 21. Jahrhunderts.
Urspanisch hingegen wirken auf den ersten Blick Goyas Tauromaquia (Kunst des Stierkampfs) der Jahre 1815/1816, während der Künstler in den seit 1816 geschaffenen Radierungen der Proverbios (Sprichwörter) oder Los Disparates (Torheiten) wiederum allgemein menschliche Aspekte thematisiert und Einblicke in seine eigene Geisteswelt gewährt.
Die ausgestellten Blätter gehören sämtlich zum Bestand des Morat-Instituts für Kunst und Kunstwissenschaft in Freiburg im Breisgau. Die Goya-Graphiken dieser Sammlung sind sowohl wegen ihrer Vollständigkeit, wie auch wegen der hohen Qualität der Abzüge, die noch unter der Aufsicht des Künstlers entstanden, einzigartig.
In einer Neuauflage erscheint das Standardwerk „Francisco de Goya – Radierungen“ mit 100 Duotone und 200 Schwarz-Weiß-Abbildungen sowie begleitenden Texten u.a. von Karl-Ludwig Hofmann, Franz Armin Morat und Christmut Präger.