Die Ausstellung spannt einen Bogen von den Heidelberger Romantikern um Carl Rottmann bis zu den Malern der Berliner Secession um Max Liebermann und Max Slevogt. Siebzig Gemälde meist deutscher Künstler aus 100 Jahren mit Ansichten italienischer und nördlicher Gegenden zeigen die Entwicklung auf, die die Landschaftsmalerei in dieser Zeit nahm: vom sorgfältig und bewusst komponierten Atelierbild über das Malen in der freien Natur bis zur „Feier des Augenblicks“, dem Festhalten von Stimmung und Atmosphäre.
In der Romantik wurde im Gegensatz zur klassischen Tradition die Natur neu bewertet, Mensch und Landschaft wurden anders in Beziehung gesetzt. Das Malen vor dem Motiv in freier Natur löste die im Atelier komponierte Ideallandschaft ab. Jahreszeiten und Witterungsstimmungen wurden zunehmend höher bewertet. Über den Realismus und Naturalismus entwickelte sich die Landschaftsmalerei weiter, bis der Impressionismus die Freilichtmalerei zum Dogma erhob und durch Konzentration auf die farbige Erscheinung der Welt bis an die Grenzen der Abstraktion ging.
Seit jeher waren Künstler nach Italien gezogen und hatten sich für die dortige Landschaft begeistert. Besonders das südliche Licht und die Atmosphäre begegnen uns in vielen Bildern, bis diese Sehnsucht nach Italien im Laufe des 19. Jahrhunderts durch die „Entdeckung Deutschlands“ abgelöst wurde. „Das malerische und romantische Deutschland“ heißt fast programmatisch ein damals erschienener Bildband, in dem Deutschlands Städte und Landschaften idealisierend oder auch nüchtern schildernd dargestellt wurden.
Zur reichen Sammlung aus Wertheim treten Leihgaben aus Privatbesitz (Bilder der Romantik und des Realismus) und aus der Sammlung Wolfgang Schuller (Gemälde der Berliner Secession). Von Carl Rottmann über Bernhard Fries mit ihren italienischen Landschaften sowie den Malern Daniel Fohr, Emil Lugo, Theodor Verhas und dem Norweger Gustav Mordt bis hin zu den Mitgliedern der Berliner Secession wie Christian Rohlfs, Philipp Franck, Curt Herrmann, Paul Baum und schließlich Max Liebermann reicht die Palette. Auch Worpsweder Künstler um Otto Modersohn werden gezeigt.
Ein großer Reiz der Präsentation auf Schloss Villa Ludwigshöhe besteht in dessen eindrucksvoller Lage zwischen Wald und Weinbergen hoch über der Rheinebene: die gemalte Natur und die malerische Natur der Pfalz ergänzen und steigern sich gegenseitig und bieten so den Besuchern außer dem Genuss die Erkenntnis durch neue Seherfahrungen im Spannungsfeld von Kunst und Wirklichkeit.