Seit den späten 1990er Jahren untersucht die britische Künstlerin Carey Young den wachsenden Einfluss internationaler Grosskonzerne auf das Individuum in Arbeiten, die sich einer breiten Palette von Medien – darunter Videos, Performances, Texte und Installationen – bedienen und in der Tradition der konzeptuellen Kunst stehen. Sie untersucht insbesondere, wie die Unternehmenskultur die Sprache verändert oder wie sich Vertragsstrukturen und ihre sprachlichen Merkmale immer stärker in alle Lebensbereiche ausbreiten und sie umgestalten. Dabei hat Young mehr und mehr das Recht als künstlerisches Medium entdeckt: Sie schafft experimentelle juristische Strukturen, in denen Gesetze als «Wirklichkeit» eigener Art auftreten und unerwartete Beziehungen zwischen Künstler, Betrachter und Galerie choreografieren. Ihre Werke entwickeln sich oft aus der besonderen Kultur, die sie untersucht. Wie eine Doppelagentin vertieft sie sich in die Geschäftswelt oder die Sphäre des Rechts, kleidet sich entsprechend und inszeniert dafür empfohlene Szenarien, um die Reichweite der Macht jeder einzelnen Institution zu hinterfragen und ihre Fähigkeit, unsere heutige Wirklichkeit zu prägen, auf die Probe zu stellen. In der Ausstellung werden frühere Werke sowie eine grossangelegte neue Serie gezeigt, die die Künstlerin eigens für die Schau im Migros Museum für Gegenwartskunst entwirft. Diese neuen Arbeiten werden sich mit Gesetzeslücken in den rechtlichen Regelungen bezüglich Überwachung, Redefreiheit und des öffentlichen Raums auseinandersetzen.
Carey Young hatte zahlreiche Einzelausstellungen u. a. in der Paula Cooper Gallery, New York (2010), im Contemporary Art Museum in St. Louis und The Power Plant in Toronto (beide 2009) und nahm 2010 an der Taipei-Biennale, 2007 an der Moskau-Biennale, 2005 an der Biennale in Sharjah und 2003 an der Venedig-Biennale teil. Darüber hinaus waren Arbeiten von ihr im San Francisco Museum of Modern Art (2012), im New Museum, New York (2011), und im MoMA/PS1, New York (2010), sowie in der Tate Britain (2009/2010) zu sehen. Zur Ausstellung im Migros Museum für Gegenwartskunst erscheint bei JRP|Ringier eine umfassende Übersichtsmonografie mit Beiträgen von der Künstlerin, Martha Buskirk, Raphael Gygax und Tirdad Zolghadr.